Auch die Bezugnahmen des Ehrwürdigen Koran auf die Form und Funktion von Gebirgen sprechen deutlich für seinen überirdischen Ursprung. Ja gerade in den subtilen Übersetzungsfehlern, die den betreffenden Versen widerfuhren, kommt die Erstaunlichkeit der diesbezüglichen koranischen Aussagen besonders stark zur Geltung.
Wir stehen hier vor einer ganzen Reihe beeindruckender Indikatoren, die so manche Skeptiker und Gegner des Wahrheitsanspruchs des Ehrwürdigen Koran in Unruhe versetzt hat, so dass einige von ihnen bereits in verschiedener Form versucht haben, diese Indikatoren für den übermenschlichen Ursprung der koranischen Schrift zu entkräften oder zu marginalisieren. Um den Wert ihrer Einwände einschätzen zu können, aber auch, um die in den relevanten Stellen des Koran steckenden Erstaunlichkeiten in voller Form zu erfassen, ist es von Nutzen, sich mit einigen geologischen und geophysikalischen Grundlagen, wie sie sich im heutigen Stand der erdwissenschaftlichen Forschung etabliert haben, vertraut zu machen.
Dabei soll im Folgenden allerdings sowohl eine über die vorliegenden Belange hinausgehende Ausuferung als auch die Überforderung des durchschnittlichen, gebildeten Lesers vermieden werden.
Der näherungsweise sphärisch bzw. ellipsoid geformte Erdplanet setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen. Die äußerste ist die Erdkruste, auf welcher wir leben und aus welcher die Oberfläche der Kontinente besteht. Sie ist die festeste und starrste, aber auch die dünnste Schicht. Darunter folgen mehrere weitere Schichten, die ihren Abschluss am extrem heißen Erdkern finden.
Diejenigen Schichten, die für das Verständnis des Themas relevant sind, sind lediglich die folgenden, relativ weit oben bzw. außen gelegenen Schichten:
Im Hinblick auf ihre mechanischen Eigenschaften werden Erdkruste und Lithosphärischer Mantel begrifflich zur Lithosphäre zusammengefasst. In Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung hingegen gehören - in Abgrenzung zur Erdkruste - der Lithosphärische Mantel und die Asthenosphäre zum Oberen Erdmantel.
Unter gewissen Aspekten kann der Eindruck entstehen, dass hier die Erdkruste und die Asthenosphäre die Hauptrolle spielen, und im Lithosphärischen Mantel vorerst lediglich eine Trennschicht oder ein Kissen zwischen Erdkruste und Asthenosphäre gesehen werden, insbesondere zumal diese Trennschicht an so manchen Stellen so dünn wird, dass die Asthenosphäre schon an die Erdkruste heranreicht.
Ähnlich wie Puzzleteile ist die Lithosphäre nicht nur vertikal segmentiert, sondern auch horizontal, d.h. sie stellt eine Ansammlung von mehreren nebeneinander liegenden Platten dar, Lithosphärenplatten (auch: tektonische Platten) genannt. Von diesen Lithosphärenplatten gibt es zwei Arten, nämlich die ozeanischen Platten, die in der Regel vom Ozean bedeckt sind, und die kontinentalen Platten, die überwiegend einen festländischen Charakter besitzen und von Menschen und Landtieren bewohnt werden.1
Die kontinentalen Platten wiederum, genauer gesagt ihre Krustenanteile, gliedern sich auf der horizontalen Ebene in verschiedene Bereiche. Grob gesagt: Die inneren Bereiche bilden einen außergewöhnlich stabilen Kern namens Kratone (sg. Kraton), umgeben von einer Peripherie, die hauptsächlich aus Bereichen besteht, in denen die Gebirgsbildung noch heute aktiv ist, den sogenannten Orogenen,2 und solchen der sogenannten Krustendehnung.
Von großer Wichtigkeit für das für unser Thema benötigte geophysikalische Verständnis ist, dass die Lithosphäre und besonders die in ihr enthaltene Erdkruste zwar eine geringere Dichte als die darunter liegende Asthenosphäre haben, diese letztere aber ausschlaggebend weniger fest ist, ja vielmehr sich über große, sogenannte geologische Zeiträume hinweg betrachtet fluid, also in etwa als Flüssigkeit verhält.
Die Lithosphärenplatten bewegen sich im Großen und Ganzen scheinbar übereinstimmend mit der darunter liegenden Asthenosphäre im Zuge der Erddrehung mit, in Wirklichkeit jedoch nicht völlig mit ihr übereinstimmend, sondern durchlaufen zusätzlich (für uns weitestgehend unmerkliche) davon unabhängige Bewegungen, was mit dem Wissen um die geologische Fluidität der Asthenosphäre heute nur noch beschränkt verwunderlich3 ist: Die Platten schwimmen sozusagen auf einem effektiv flüssigen bis zähflüssigen Untergrund. So legen sie über geologische Zeiträume hinweg große Entfernungen zurück. Nahe beieinander liegende Platten können zusammenstoßen und tun dies auch extrem häufig.4 Auf diesen Vorgang ist ein großer Teil der Erdbeben zurückzuführen, aber auch die Entstehung von Gebirgen. Durch Plattenkollisionen werden die Massen der Plattenränder zusammengedrückt und aufgetürmt, wie man es von Teppichen kennt, deren Ränder horizontal zurückgeschoben werden. So wie bei Teppichen währenddessen im Randbereich dicke Falten entstehen, wurden an den Rändern der Lithosphärenplatten Gebirge aufgefaltet. Da bei Teppichen im üblichen Sinn im Zuge der Auffaltung aber Hohlräume entstehen, kommt ein Vergleich mit der Reaktion von sehr dünn gerolltem Teig, wenn man seine Ränder zusammenschiebt, der Sache in dieser Hinsicht vielleicht näher.
Bei der Gebirgsauffaltung entstehen durch das aufgetürmte Material und die ununterbrochen wirksame Gravitation naturgemäß zusätzliche vertikale Gewichtskräfte - mit seinem Grund sackt das Gebirge in den unter ihm liegenden Bereich der Erdkruste,5 die sich lokal dadurch irgendwann recht stark nach unten in den lithosphärischen Mantel hineinwölbt und dieser wiederum in die Asthenosphäre hinein, die solchen Hineinwölbungen aufgrund ihrer effektiv fluiden Konsistenz noch weniger etwas entgegenzusetzen hat. Gebirge setzen sich also gewissermaßen in die Tiefe fort und besitzen sogenannte Gebirgswurzeln.6 Das Ausmaß ihrer Tiefe übersteigt die Höhe eines Gebirges in der Regel um ein Vielfaches.
Dadurch kommt naturgemäß eine Einbettung von relativ starrem und weniger dichtem Material im Inneren von fluiderem und dichteren Material zustande, so dass hier Auftriebseffekte einsetzen, denen auf physikalischer Ebene nur die Gravitation entgegenwirkt. Das bedeutet, dass die Erdkruste mindestens im lokalen Bereich des Gebirges einerseits nicht so tief sinkt, wie sie bei alleiniger Wirkung der Schwerkraft sänke, andererseits der durch das Dichteverhältnis bedingte Auftrieb es nicht soweit zurück nach oben drängt, dass das Phänomen der Gebirgswurzel bzw. der vertikalen Auswölbung verschwindet. Diesen Gleichgewichtszustand bzw. das damit zusammenhängende Phänomen bezeichnet man als Isostasie.7
Die Auffaltung von Gebirgen ist allerdings nicht der einzige wichtige Vorgang infolge des Aufeinandertreffens von Lithosphärenplatten. Der weitere ist, dass sich häufig eine ozeanische Platte unter eine kontinentale (überwiegend festländische) schiebt, sie zugleich etwas anhebt8, und unter sie bis in die Asthenosphäre hinein solange eintaucht, bis sie an dieser Stelle abbricht und das abgebrochene Stück der Lithosphäre vorerst in der Asthenosphäre zurückgelassen wird. Dies ist der Vorgang der Subduktion. Anders als ozeanische sind kontinentale Platten weitestgehend dagegen immun, subduziert zu werden, da sie zu dick sind und durch ihre geringere Dichte zu hohen Auftrieb genießen, während ozeanische Platten deutlich dünner sind und sich durch ihre etwas höhere Dichte mehr als kontinentale nach unten ziehen lassen.
Im tiefen Inneren des Erdplaneten ist es durch den hohen, im Rahmen der Gravitation und der großen Massen entstandenen Druck extrem heiß. Je tiefer die Schicht, desto höher ist der Druck und dementsprechend höher die Tendenz zur Hitze. Schon die verhältnismäßig dünne Kruste endet in Tiefen, die ca. 100 °C heiß sind, an der Grenze zum Kern sind es ca. 3500 °C, im innersten Erdkern etwa 6000 °C.9 - Bekanntlich ändert sich die Dichte von Materie je nach Temperatur, und wenn nun immer wieder aus Subduktionen Bruchstücke ozeanischer Platten in den Mantel fallen, kann man sich vorstellen, dass die Massen des heißen, sich viskos verhaltenden Mantels permanent in Bewegung sind, mal sinkt in ihm hier etwas ab, mal steigt dort etwas durch den Auftrieb, den naturgemäß weniger Dichtes in dichterer Umgebung erfährt, wieder auf. Die so zustande kommende ständige Umwälzung bezeichnen Geologen als Mantelkonvektion. Es wird davon ausgegangen, dass sie überhaupt die oder wenigstens eine der Ursachen für die Bewegung der Platten ist.
Bevor wir weiter unten dazu kommen, einen Blick in die Lehrbücher und Aussagen führender und prominenter Geologen zu werfen, wäre es interessant zu schauen, was sich mit diesem Wissen schon an intuitiven Schlussfolgerungen hinsichtlich der eventuellen, für uns Bewohner der Kontinente vorteilhaften Auswirkungen so entstandener und geformter Gebirge ziehen lässt. Dabei ist es vorerst von untergeordneter Wichtigkeit, ob sich diese Erwägungen tatsächlich mit geologisch-empirischen Methoden schon haben bisher feststellen lassen oder nicht, vielmehr gehe es hier zunächst darum, nachzuvollziehen, wie Hypothesen vor dem Hintergrund moderner Erkenntnisse entstehen können, ohne welche ihre Entstehung kaum denkbar wäre. Die Feststellung ihrer Übereinstimmung mit der Realität im Rahmen späterer geologischer Erkenntnisfortschritte ist derweil nicht ausgeschlossen, soweit sie nicht tatsächlich schon zum geologischen Standardwissen gehören.
Einige der Assoziationen sind - wenn auch erst vor dem Hintergrund des heutigen Wissens - recht offensichtlich. Die Wurzelstruktur an den Grenzflächen der Schichten muss jedenfalls Stabilisierungseffekte zur Folge haben, und zwar in mehr als einer Hinsicht:
Neben solchen Plausibilitätserwägungen, die auch von geologisch informierten Laien angestellt werden könnten, aber angesichts der Komplexität der terrestrischen Geologie einer gewissen Unsicherheit nicht entbehren, sollten Fachwissen aus anerkannten Standardlehrwerken und Aussagen weltweit renommierter Geologen nicht fehlen. Diese lassen sich zu vielerlei für den vorliegenden Themenbereich relevanten Aspekten aufführen. All diese betreffen ausnahmslos Erkenntnisse, welche die Naturwissenschaft viele Jahrhunderte nach der Herabkunft des Ehrwürdigen Koran (offenbart im 6./7. Jahrhundert n. Chr.) erlangte und hinsichtlich ihrer konkreten Einzelheiten zum größten Teil nicht einmal in der Vorstellungskraft der Menschen vor dem 17. Jahrhundert n. Chr. lag. Ein wichtiger Teil dieser Aspekte avancierte sogar erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum praktischen geologischen Konsens.
So solide die Erdkruste scheint und im Vergleich zu tieferen Schichten auch ist - permanent erfährt sie an verschiedenen Stellen Dehnungen. D.h. die Erdkruste kann gedehnt werden, und dies geschieht auch:
Die
Basin and Range-Provinz besteht aus zahlreichen Bruchschollengebirgen,
die während der letzten 20 Millionen Jahre der Erdgeschichte entstanden
sind. Das Aufwallen des Mantels und möglicherweise der Zusammenbruch
bedingt durch Schwerkraft (gravitativer Kollaps) trugen wesentlich zur
Dehnung und Ausdünnung der Kruste bei.16
Zusammenbrechen (von Gebirgen) durch Schwerkraft verursacht Dehnung und Verdünnung der Kruste.17
Da auch eine Wölbung eine Dehnung ist, ist auch das Folgende von Interesse:
Aufgrund von Untersuchungen des Gravitationsfelds der Erde wurde klar, dass das Auf und Ab des Konvektionsflusses im Mantel auch die Hebung wichtiger Landformen der Erde beeinflusst. Der Auftrieb des heißen aufsteigenden Materials ist für das weite Aufwölben der darüberliegenden Lithosphäre verantwortlich, während nach unten gerichtetes Fließen eine Absenkung verursacht.18
Das eben angeführte Zitat wird in dem Lehrwerk von einer Grafik illustriert, der sich dem Anschein nach entnehmen lässt, dass das aus dem gedehnten Krustenbereich durch die Dehnung verdrängte Material beidseitig angrenzenden Gebirgen bzw. Orogenen (hier Sierra Nevada und Rocky Mountains) zugeführt wird, so dass diese dadurch mächtiger und höher werden. Doch was die enge Verschränktheit von Dehnung und Gebirgsformung betrifft, ist das längst nicht alles:
Quarzreiche Gesteine, die am Aufbau aller Gebirge erheblich beteiligt sind, werden ab ungefähr 300°C duktil, d.h. bruchlos, verformt. Dadurch verlieren die Gesteine erheblich an Festigkeit, der Krustenstapel kann in mehr als 10 km Tiefe plastische Fließbewegungen ausführen, ohne dabei aber geschmolzen zu sein („thermische Schwächung“). Aus diesem Grund wird ein verdickter und aufgeheizter Krustenstapel danach trachten, die durch die Verdickung erzeugte Instabilität durch Auseinanderfließen auszugleichen. Dieser Dehnungsprozess wird „gravitativer Kollaps“ genannt. Er ermöglicht es [...], dass tief versenktes Krustenmaterial sehr rasch aufsteigt. Die Gesteine der oberen Kruste werden nicht nur durch den langsamen Prozess der Erosion abgetragen, sondern durch den Dehnungsvorgang erheblich ausgedünnt und auseinandergerissen, was den Aufstieg der tieferen Einheiten bewirkt. Da der Kollaps stets jünger ist als die Krustenverdickung durch Deckenstapelung, überprägen die jungen Dehnungsstrukturen die älteren Einengungsstrukturen oft bis zu deren Unkenntlichkeit. Das Strukturinventar ist daher in vielen Gebirgen von Dehnung geprägt, ein scheinbares Paradoxon.19
Bei der Entstehung von Gebirgen im Zuge von Plattenkollisionen überwiegt in Folge von Gravitationswirkungen ihr Fallen gegenüber ihrem himmelwärts gerichteten Wachsen - mit dem heutigen Physikverständnis kein Wunder, denn:
Je höher die Berge, desto größer ist die nach unten gerichtete Kraft auf die Gesteine nahe der Basis. 20
Das
Prinzip der Isostasie besagt weiterhin, dass im Zuge einer Orogenese
das Gebirge unter dem Einfluss der Schwerkraft langsam absinkt und die
Kruste sich nach unten wölbt.21
Das folgende Zitat formuliert es differenzierter, aber in gewisser Hinsicht noch extremer:
Der eigentliche geologische Prozess der Gebirgsbildung oder Orogenese ist die Kollision der kontinentalen Plattenteile, bei der Teile der Erdkruste über- und untereinander geschoben, gestapelt, verformt und umgewandelt werden. Diese Prozesse laufen in der Tiefe ab und müssen sich nicht unmittelbar in der Bildung eines hohen Gebirges bemerkbar machen. [...] Der geologische Gebirgsbildungsprozess in der Erdkruste bedingt zwar die topographische Heraushebung eines Gebirges, diese Kopplung ist aber komplex und nicht immer direkt. Oft erfolgt die Heraushebung mit erheblicher Verzögerung von vielen Millionen Jahren auf die Gebirgsbildung in der Tiefe.22
Eine
der Folgen des isostatischen Ausgleichs ist, dass wenn die Erosion die
Gebirgsgipfel abbaut [...], die Kruste als Reaktion des verringerten
Gewichts hochsteigt. Dennoch ist jede Episode isostatischer Hebung etwas
geringer als der Höhenverlust durch Erosion.23
Es gibt allerdings nicht nur kollisionär, sondern auch rein sedimentär entstandene Gebirge, sogenannte Deckgebirge, d.h. durch Ablagerung, wie die folgende Aussage andeutet, die von Krustenbereichen spricht, die...
[...] von sedimentärem Deckgebirge diskordant überlagert werden.24
Dass auch dieser Gebirgsbildung eine Abwärtsrichtung des beteiligten Materials vorausgeht, wird klar, wenn man sich bewusst macht, dass unter Sedimenten Ablagerungen zu verstehen sind, die sich aus Luft- und/oder Gewässerschichten auf einem Bereich akkumulativ niederlassen:
Sediment Oberbegriff für jede an der Erdoberfläche durch physikalische Kräfte (Wind, Wasser und Eis), durch chemische Ausfällung (aus Meer, Seen und Flüssen) oder durch biologische Prozesse lebender und abgestorbener Organismen abgelagerte oder abgeschiedene Lockergesteinsmasse. Die anfangs lockeren Sedimente gehen im Zuge der Diagenese in Festgesteine über.25
Sedimente spielen wiederum nicht nur bei Deckgebirgen, sondern auch bei den kollisionär aufgefalteten Gebirgen eine gewisse Rolle, ganz abgesehen davon, dass ihr Material teilweise aus Vulkanen „herabkam“ (wenn auch zugegebenermaßen die Signifikanz der beiden vorigen Phänomene erheblich größer ist):
Die meisten Druckgebirge bestehen aus gefalteten und verworfenen sedimentären und vulkanischen Gesteinen [...].26
Ähnlich wie von Eisbergen bekannt, sieht man oberhalb der Erdkruste von Gebirgen nur den kleineren Teil, während der größere Teil meist unterhalb der Erdoberfläche in die Tiefe geht und die Grenze zum lithosphärischen Mantel weit überschreitet, d.h. dort...
[...] haben Gebirge tiefe Krustenwurzeln, die sie isostatisch tragen.27
Früher waren diese Wurzeln eine bloße Hypothese, um anormale Gravitationsphänomene im Zusammenhang mit Gebirgen erklären zu können, doch ihr Nachweis ist gelungen:
Aus seismischen Krustenuntersuchungen ist ersichtlich, daß [...] die Kruste-Mantel-Grenze in ihrer Tiefenlage in groben Zügen ein Spiegelbild der Oberflächentopographie mit mächtigen Wurzeln unter den jungen Gebirgszügen (z.B. 50-60 km unter den Alpen) und dünner Kruste unter den Ozeanen liefert.28
Die Mächtigkeit der Kruste beträgt normalerweise etwa 35 Kilometer, es konnten Krustendicken von über 70 Kilometer für manche Gebirgsgürtel festgestellt werden.29
Auch wenn es seltsam anmutet - physikalisch kann man durchaus sagen, dass Gebirge schwimmen:
Das Prinzip der Isostasie besagt weiterhin, dass im Zuge einer Orogenese das Gebirge unter dem Einfluss der Schwerkraft langsam absinkt und die Kruste sich nach unten wölbt. Wenn diese Gebirgswurzel weit genug in den Mantel eintaucht, schwimmt das Gebirge, oder anders ausgedrückt, es befindet sich im Schwimmgleichgewicht.30
Das von der Wissenschaft bestätigte Wandern der Gebirge tut sodann sein Übriges hinzu, um die Analogie zum Schwimmen perfekt zu machen. Dieses Wandern ist heutzutage ein in wissenschaftsjournalistischen Schlagzeilen wiederkehrendes Thema.31
Hier lässt sich ein zu den Krustendehnungen angeführtes Zitat wiederholen, denn es gibt keinen physikalischen Faktor, der Plattengrenzen und Kontinentränder von den Einflüssen der Mantelkonvektion verschonen könnte:
[...] dass das Auf und Ab des Konvektionsflusses im Mantel auch die Hebung wichtiger Landformen der Erde beeinflusst [...], während nach unten gerichtetes Fließen eine Absenkung verursacht.32
Und tatsächlich:
Neben den großen Krustenversätzen, deren antreibender Motor hauptsächlich die Plattentektonik ist, beobachtet man an vielen Orten der Erde eine Auf- und Abbewegung der Kruste. Zwar tritt ein Großteil dieser vertikalen Bewegung entlang von Plattengrenzen auf und ist mit aktiver Gebirgsbildung vergesellschaftet, doch gibt es auch Ausnahmen. Hinweise auf Krustenhebung finden sich entlang der Westküste der Vereinigten Staaten. Bleibt die Erhöhung eines Küstengebiets über eine längere Zeitspanne unverändert, entwickelt sich eine Küstenterasse [...], doch leider ist der Grund für die Hebung nicht immer so einfach zu bestimmen.33
Über die genauen Ursachen mag zwar noch Unklarheit herrschen:
Die Ursache dieser Abwärtsbewegungen, auf die eine Hebung folgt, könnte die Subduktion von Schollen ozeanischer Lithosphäre sein. Ein entsprechender Vorschlag besagt, dass sich durch das Ende der Subduktion entlang eines Kontinentalrands die abtauchende Scholle von der wandernden Lithosphäre abkoppelt und weiter in den Mantel absinkt.34
Fest steht aber, dass die Folgen derartiger (und sei es auch nur kontinental partieller) Schieflagen durchaus gravierend sein können:
Beim Absinken ruft diese eigenständige Lithosphärenscholle einen nach unten gerichteten Fluss in ihrem Sog hervor, der an der Basis des überschiebenden Kontinents zieht. In manchen Fällen wird die Kruste offensichtlich weit genug nach unten gezogen, so dass der Ozean sich landeinwärts ausdehnen kann. [...] Krustensenkung erzeugte große Becken und könnte mehrere Male in der geologischen Vergangenheit zum Eindringen des Ozeans in die Kontinente geführt haben.35
Das Schwanken eines Kontinents ist dennoch nicht mit Erdbeben gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich bei diesem „Schwanken“ um einen über sehr langen Zeitraum ablaufenden Prozess.
Soweit sich der Begriff des kontinentalen Schwankens unter dem der Destabilisierung subsumieren lässt, ist hier von hohem Interesse, dass sich geologisch Bremsungen des Vorgangs der Destabilisierung feststellen lassen, und zwar im Rahmen des Prinzips der Isostasie:
Je tiefer die ozeanische Scholle in den Mantel absinkt, desto stärker lässt der nachgezogene Sog nach und der Kontinent „treibt“ wieder zurück zum isostatischen Ausgleich.36
Das gilt nicht nur für Kollisionen von am Rand absinkenden ozeanischen mit kontinentalen Platten (Subduktion), sondern auch für Kollisionen zwischen zwei kontinentalen Platten (Konvergenz).
[...] und es nähern sich die angrenzenden Kontinentmassen an. Die anhaltende Annäherung führt irgendwann zur Subduktion des Rückens und schließlich zur Kollision der kontinentalen Massen, wobei der Passive Kontinentrand der subduzierenden Platte unter den Rand der Oberplatte gezogen wird. Durch das geringe spezifische Gewicht des subduzierten Kontinentteils kann dieser nicht beliebig tief nach unten gezogen werden. Er erfährt vielmehr einen Auftrieb in dem ihn umgebenden dichteren Mantelgestein und drängt nach dem Prinzip der Isostasie nach oben. Auftrieb und starke Reibungskräfte nach einer Kollision zweier Kontinentmassen lassen die Subduktion der kontinentalen Kruste schließlich zum Stillstand kommen.37
Nach dem Totlaufen der Konvergenzbewegung reißt die noch anhängende subduzierte ozeanische Lithosphäre unter ihrem eigenen Gewicht ab. Durch Wegfallen dieses nach unten ziehenden Gegengewichts kann der isostatische Aufstieg der auf etwa ihre doppelte Mächtigkeit verdickten, spezifisch leichten kontinentalen Kruste effizient einsetzen. Damit beginnt die Entstehung eines hohen alpinotypen Gebirges als topographisch herausragende Oberflächenform.38
Bedenkt man die vorwiegende geographische Lage von Gebirgen (des durch Auffaltung entstandenen Typs) und die mit ihnen einhergehenden Krustenverdickungen sowie ihr isostatisches Verhalten, ergibt sich aus diesen wissenschaftlichen Aussagen klar: Gebirge stabilisieren die Kontinente bzw. Teile von ihnen durch Isostasie und wirken Schieflagen entgegen, verhindern oder neutralisieren sie.39
Beim isostatischen Stabilisierungseffekt spielen die Wurzeln der Berge eine Rolle:
Isostasie : [...] Diese Theorie besagt, dass die Kontinente und Gebirge mit ihren leichten Gesteinen durch besonders tiefe „Wurzeln“ in das Unterlager mit hoher Dichte eindringen und so gestützt werden.40
Der wohl prominenteste Geologe der arabischen Welt ist wohl der ägyptische Wissenschaftler und Autor Prof. Dr. Zaghloul Naggar.41 Ihn haben die Übereinstimmungen geologisch relevanter Aussagen im Koran mit modernen Erkenntnissen in seinem Fachgebiet offenbar geradezu beflügelt, und zwar so sehr, dass er sich mittlerweile in seinen zahlreichen Veröffentlichungen mit naturwissenschaftlich-koranischen Erstaunlichkeiten befasst, die teils weit über sein Fachgebiet hinausgehen. Über die statischen Effekte der irdischen Gebirgsstruktur schreibt der Geologe:
Kontinentale Gebirgsgürtel sind das Resultat von Wechselwirkungen der Plattengrenzen, wobei diese Wechselwirkungen ihren Höhepunkt erreichen, wenn zwei Kontinente miteinander in eine Kollision geraten. Dies mündet [...] in einer Verdickung der Kruste in Form tiefer Wurzeln, die sich um ein Vielfaches der Erhebung der Gebirgskette abwärts erstrecken. Folglich stabilisieren diese kolossalen Ketten mit ihren tiefen Wurzeln die Lithosphäre der Erde, zumal Plattenbewegungen fast komplett abgebremst werden.
Die Betrachtung der Plastizität der Asthenosphäre wiederum lässt es verstehen, warum die Kontinente oberhalb der ozeanischen Platten erhoben sind, und warum ihre Krusten unterirdisch viel dicker sind als die der Ozeane. Dies impliziert, dass in dem Maße, wie Gebirge tiefe Wurzeln haben, alle erhobenen Regionen, wie Plateaus und Kontinente, korrespondierende, abwärts in die Asthenosphäre gehende Wurzelausdehnungen von außergewöhnlichen Ausmaßen haben müssen.
Mit anderen Worten: Die gesamte Lithosphäre schwimmt über der plastischen oder semi-plastischen Asthenosphäre, und die Erhöhtheit ihrer Strukturen wird nur durch ihre abwärts eintauchenden Wurzeln dauerhaft aufrechterhalten.42
Gewissermaßen bestätigt der Geologe an anderer Stelle sogar einen Teil unserer oben aufgeführten schlussfolgernden Annahmen:
Die
Lithosphärenplatten gleiten über die Asthenosphäre, zusätzlich zu der
Rotation der Erde um ihre eigene Achse. [...] So wandern die
Lithosphärenplatten fortwährend in einer Bewegung umher, deren
Heftigkeit von nichts verringert wird außer der Entstehung von
Gebirgsketten, welche die Kontinente durch Gebirgswurzeln auf den
ozeanischen Platten fixieren, so wie von ihnen auch die Stabilisierung
des einen Kontinents durch den anderen ermöglicht wird.43
Ein weiterer Effekt, den er angibt, ist von fraglicher Relevanz44, aber vielleicht dennoch wert, von Fachleuten näher auf Feststellbarkeit und Ausmaß untersucht zu werden:
Außerdem
verringert das Vorhandensein von tief in der Erdkruste eingelagerten
Gebirgen [...] die Heftigkeit von Schlingerbewegungen des Erdplaneten
bei seiner Rotation um die eigene Achse und bewirkt eine regelmäßigere
und glattere Rotationsbewegung, ganz so, wie Bleikomponenten wirken, die
an Autorädern angebracht werden, um ihr Ruckeln zu verringern und die
Regelmäßigkeit ihrer Bewegungsweise zu gewährleisten.45
Von der Geologie wird hinsichtlich der Stabilisierungseffekte durch Gebirgsbildungen außerdem eine wichtige unserer oben getroffenen
Plausibilitätsannahmen bestätigt, nämlich dass durch die Entstehung von
Gebirgen und den mit ihr einhergehenden Krustenverdickungen die Geschwindigkeit der Plattenbewegungen gebremst und somit
die Heftigkeit der Plattenkollisionen vermindert wird:
Platten mit großem Anteil kontinentaler Kruste, unter der die Lithosphäre mächtiger ist als unter ozeanischer, bewegen sich hingegen langsam; [...].46
Zu guter Letzt sollte nicht unbedacht bleiben, inwiefern die außergewöhnliche Stabilität der in kontinentalen Zentren anzutreffenden und somit eine für die Menschheit vitale Rolle spielenden Kratone im Zusammenhang mit Orogenen und Orogenese steht. Diese Höchststabilität ist unbestritten:
Kraton,
Urkontinent, ein während des Präkambriums versteiftes, nicht mehr
faltbares Krustensegment, das auf tektonische Beanspruchung mit
Bruchbildung reagiert. Kratone bildeten die Kristallisationskeime für
die späteren Kontinentalmassen.47
Gegenüber tektonischen Spannungen erweisen sich Kratone als sehr stabil, es kommt dort meist nur zu weitgespannten Verbiegungen der Erdkruste (Epirogenese).48
Die Kratone und ihre Wurzelzonen sind anscheinend seit ihrer Entstehung stabil geblieben. Darauf deuten Analysen der Geschwindigkeiten hin, mit denen Erdbeben-Wellen sich im kanadischen Schild ausbreiten. Durch ihre Stabilität wurden die Kratone zu ruhigen Blöcken im tektonischen Auf und Ab und stellen heute auch die erdbebenärmsten Teile der Erdkruste dar.49
Dass Isostasie zur Charakterisierung von Kratonen in erheblichem Maße beiträgt, steht außer Frage, zumal sich besonders Kratone in der Regel mindestens durch isostatische Ausgeglichenheit auszeichnen, d.h. eher neigen sie sogar dazu, positiven (d.h. himmelwärtigen) Auftrieb zu besitzen:
Kraton (Schild, craton) Teil eines Kontinents, der seit langer Zeit, meist seit dem Präkambrium oder älteren Paläozoikum, keiner stärkeren Deformation mehr unterlag. Diese Kratone zeigen überwiegend Hebungstendenz, sodass sie heute meist im Zentrum der Kontinente aufgeschlossen sind.50
Bei näherem Hinblick wird klar, dass in Kratonen heutzutage zwar keine Gebirge entstehen, sie aber samt ihrer Eigenschaften dennoch ohne Gebirgsbildung unvorstellbar wären, denn ein Kraton besteht selbst aus einem sogenannten Grundgebirge und Material, das aus einer uralten Gebirgsbildung hervorgegangen ist:
Kraton, Kernbereich eines Kontinents mit durchschnittlicher oder erhöhter Krustendicke. Er besteht aus einem Grundgebirge, meist aus Metamorphiten und Plutoniten, die aus einer früheren Orogenese hervorgegangen sind. Darüber lagert vielerorts ein Deckgebirge aus ungefalteten Sedimentschichten.51
Darum werden Kratone zwar von Orogenen unterschieden, aber nichtsdestotrotz in geologischer Literatur mitunter als inaktive Orogene bezeichnet.
Was aber sind Grundgebirge? Man kann sie sich als tief in die Platte eingelassene, tendenziell vor dem Auge verborgene52 Gebirge denken:
Grundgebirge (basement) Aus Gebirgsbildungen (Orogenesen) hervorgegangene metamorphe und magmatische Gesteinskomplexe eines Gebirges meist präkambrischen bis paläozoischen Alters, die von sedimentärem Deckgebirge diskordant überlagert werden.53
Man könnte sich die Frage stellen, ob die Erdkrümmung für die maximale Stabilität eines großen Kontinents nicht ohnehin aus Gründen der Statik erfordert, dass dieser ein Zentrum mit Hebungstendenz aufweist, welche wiederum eine tendenzielle Hyperisostasie verlangt, welche wiederum massive und zugleich dichtearme Einlassungen erfordert, wie sie sich in Form von Grundgebirgen finden.
Das Rätsel der kratonischen Stabilität gilt unter Geologen aber noch nicht ganz als gelöst. Immerhin hat man unterhalb der Kratone einschließlich des darunter liegenden Teils des lithosphärischen Mantels eine mächtige dritte Schicht entdeckt, deren Material sich insbesondere hinsichtlich ihrer unerwarteterweise relativ kühlen Temperatur deutlich vom Material der dort eigentlich zu erwartenden Asthenosphäre unterscheidet. Diese sogenannten Kiele hoffen Geologen als Schlüssel zur Erklärung der kratonischen Stabilität enthüllen zu können - jedenfalls kann man sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass sich die endgültige
Enthüllung der Ursache der kratonischen Stabilität womöglich noch als ein für unsere Thematik noch signifikanteres als die bisherigen Fakten entpuppen wird:
Die Gesteine, die heute diese Kiele bilden, sind demzufolge bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Erdgeschichte [...] entstanden und sie nahmen etwa zur selben Zeit ihre Position unter der kontinentalen Kruste ein, in der sich auch die Kratone stabilisierten. Möglicherweise führte erst die Bildung dieser Kiele zur tektonischen Stabilisierung der Kratone. Das Vorhandensein eines kalten, mechanisch starren Kiels erklärt wahrscheinlich auch, warum die archaischen Kratone zahlreiche Kontinent-Kontinent-Kollisionen - einschließlich der Bildung von zumindest vier Großkontinenten - ohne wesentliche Deformation überdauert haben. Viele Aspekte dieses Vorgangs sind noch unbekannt.54
Kratone sind außer hinsichtlich ihrer Stabilität unter einem weiteren Aspekt interessant: Ihre gute Bewohnbarkeit ist nicht zuletzt auf ihre relative Flachheit zurückzuführen, und dies, obwohl sie sich in grauer Vorzeit mit höchster Unwegsamkeit in Form von extremer Gebirgigkeit auszeichneten:
Die Kratone und ihre Wurzelzonen sind anscheinend seit ihrer Entstehung stabil geblieben. [...] Kettengebirge älterer Epochen liegen wegen ihrer Abtragung meist als Rumpfgebirge vor und sind vorwiegend in isolierte Stücke zerbrochen.55
In ihrer gemächlichen Bewegung um die Welt sammeln Kratone an ihren Rändern andere Krustenfragmente ein, die sich durch Überschiebungen zu Gebirgen auftürmen können. Kratone selbst bilden in der Regel erhabene56 Schilde aus stark erodiertem Grundgebirge und anschließenden ausgedehnten Ebenen mit dicken Sedimentablagerungen.57
Folglich durchlief die Oberfläche des für die Bewohnbarkeit und Bereisbarkeit mitunter wichtigsten Teils eines Kontinents eine sukzessive, über Jahrmillionen hinweggehende Verflachung. Diese kam offensichtlich gleich in zweierlei Hinsicht zustande: Durch Abtragung (Erosion) und durch die Bedeckung des Rests durch Plattformen bildende Deckgebirge.
Auf der Erdoberfläche gab es Gebirge wohl frühestens seit dem Neoarchaikum - eine sehr junge Erkenntnis, welche so nicht erwartet worden war, zumal es im Neoarchaikum bereits zelluläres Leben auf der Erde gab:
Im Neoarchaikum erreichte die kontinentale Kruste erstmals eine Dicke, die eine Bildung höherer Gebirge zuließ. Das Ende des Archaikums ist durch die Sauerstoffevolution aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Photosynthese gekennzeichnet.58
Analysen uralter Gesteine deuten darauf hin, dass die Erde lange Zeit deutlich flacher war als heute – in den ersten anderthalb Milliarden Jahren dürfte unser Planet keine Gebirgsketten gehabt haben. Wie Jonathan O'Neil von der University of Ottawa und Richard W. Carlson von der Carnegie Institution for Science in Washington berichten, überlebten Teile der allerersten Erdkruste mindestens eine Milliarde Jahre, bevor sie in den Erdmantel hinabgezogen und aufgeschmolzen wurden. Ohne diesen Vorgang aber können sich Gebirge nach heutigem Muster nicht bilden. [...] Die Ergebnisse der beiden Forscher stützen ältere Befunde über den Zustand der frühen Erde: eine weitgehend unbewegliche Kruste ohne die heute so markanten Gebirgsketten. Rätselhaft ist bislang, wieso das nicht so blieb.59
Die Wissenschaft der Geologie in ihrer heutigen Gestalt ist überwiegend das Ergebnis von Forschungen der letzten 150 Jahre, und zu einem sehr großen Teil nur etwa der letzten 70 Jahre. Sammeln wir nun, auf dem Bisherigen aufbauend, eine Liste geologischer Tatsachen und Implikationen, die in einer von Menschenhand verfassten Schrift vor dem 19. Jhd. n. Chr. - ohne dass sie sie mit Fehlern vermischt - empirisch unmöglich größtenteils zu finden sein können, geschweige denn allesamt:
Die relativ flachen, zentralen, stabilsten und somit wichtigsten Oberflächenbereiche der Kontinente waren früher von unwegsamen Gebirgslandschaften geprägt, die topographisch mittlerweile weitgehend wieder abgeflacht sind.
Im Grunde kreisen diese Punkte allesamt um Plattentektonik, Isostasie und Grenzflächenstrukturen oder hängen mit ihnen eng zusammen. Diese wiederum sind weitestgehend Gegenstände der naturwissenschaftlichen Erkenntnis des 20. Jahrhunderts. Als der deutsche Meteorologe Alfred Wegener (1880-1930) in den Jahren nach 1915 als Pionier die Theorie der Kontinentaldrift vorstellte, reagierten Geologen auf die Vorstellung sich bewegender Platten mit breiter Skepsis. Denn auf die kritische Frage nach den Ursachen der Plattentektonik konnte er nur mit Vermutungen antworten, die sich als mehr als unzureichend erwiesen.60 Und es kam noch schlimmer:
Nach ungefähr einem Jahrzehnt heftiger Debatten überzeugten Physiker schließlich die Geologen, dass sich die äußerste Schale der Erde für eine Kontinentaldrift zu starr verhielt, und Wegeners Vorstellungen wurden von fast allen, außer einigen wenigen Geologen, wieder verworfen.61
Wegener starb, ohne mitzuerleben, wie seine Theorie mit den Mitteln fortgeschrittener Technologie, welche nicht zuletzt sowohl U-Boot-Expeditionen als auch satellitengestützte Messungen involvierten, beginnend in den 60er Jahren, und in den 70er Jahren endgültig den Triumph davontrug.
Weniger dramatisch, aber nicht allzu unähnlich erging es der Hypothese der Isostasie und der Existenz von Gebirgswurzeln. Mit diesen schlug George Airy (1801 - 1892) irritierende gravitative Anomalien der Gebirge zu erklären vor. Sie geriet in Konkurrenz mit der Hypothese Henry Pratts (1809 - 1871), dessen Erklärungsvorschlag ohne das Postulat von Gebirgswurzeln auskam. Auch hier feierte eine Theorie durch moderne Messtechnik lange nach dem Tode ihres Urhebers ihren Triumph, nämlich die Theorie Airys - nach unzweifelhaften seismologischen Messungen ist klar, dass Gebirge Wurzeln haben, und nicht nur das: Der Begriff der Isostasie ist zu einem der zentralen Fachbegriffe der Geologie avanciert und spielt dort eine nahezu ähnlich vitale Rolle wie der Begriff der Gravitation in der Physik oder derjenige der Immunabwehr in der Medizin, was sich bei der Lektüre von Standardlehrwerken der Geologie schnell bestätigt.62
Nicht einmal als Hypothesen reichen die mit den Punkten zusammenhängenden wissenschaftlichen Anerkanntheiten weit zurück - im 18. Jahrhundert war der geniale Benjamin Franklin (1706-1790) anscheinend einer der ersten, die überhaupt erst auf die gedankenexperimentelle Idee eines Einzelaspekts der Plattentektonik kamen:
„Solche Veränderungen in den äußeren Bereichen der Erde schienen mir unwahrscheinlich zu sein, wenn die Erde bis zum Mittelpunkt fest wäre. Ich stellte mir daher vor, dass die inneren Bereiche eine Flüssigkeit von weitaus höherer Dichte und höherem spezifischen Gewicht sein könnten als irgendeine der festen Substanzen, die wir kennen und dass deshalb die äußeren Bereiche auf oder in der Flüssigkeit schwimmen. Damit wäre die Oberfläche der Erde eine Schale, die durch die heftigen Bewegungen der Flüssigkeit, auf der sie schwimmt, zerbrechen und in Unordnung geraten kann.“63
Wenn nun zusätzlich zur geologischen Fehlerfreiheit, die für sich schon für eine seit weit über einem Jahrtausend existierende, häufig auf geologische Phänomene Bezug nehmende Schrift erstaunlich genug ist, auch nur ein Drittel dieser 16 Punkte im Ehrwürdigen Koran wiederzufinden sein sollte, dürfte dies schon alles übertreffen, was zu jener Zeit an rein menschlichen Bezugnahmen auf die Geologie schriftlich oder mündlich geäußert worden war.
Und tatsächlich:
Das moderne geologische Faktum lautet: Der Erdplanet ist überzogen von einer dünnen Kruste in Form von einander benachbarten Platten, die das sind, worauf Menschen und Landtiere leben. Im Koran heißt es:
Die „Bruchstücke“ sind bei vielen Übersetzern lediglich „Landstriche“. Warum sie ein spezifisch geographisch geprägtes Wort wählten,66 unter welcher die Semantik des mit geographischen Bedeutungen in keinerlei Zusammenhang stehenden Nomens qiTa€ قطع förmlich begraben wird, bleibt wohl vorerst ihr Geheimnis.67 Jedenfalls ist dies der Plural von qiT€ah قطعة, welches „[abgebrochenes] Stück(teil), Bruchstück“ bedeutet, vom Verb qaTa€a قطع („ab-/durchschneiden, ab-/durchbrechen“).
Gleichwohl ist bei diesem Punkt als einem der ganz wenigen unter den 16 Punkten ein Vorbehalt hinsichtlich seiner Signifikanz womöglich zulässig. Der eine Grund ist, dass im Koran außerhalb des Ausdrucks „der/die Himmel und die Erde“ mit dem hier verwendeten °arD meistens das Erdland und allenfalls selten der Erdplanet im astronomischen Sinne gemeint ist, seinem im damaligen Gebrauch in der arabischen Sprache entsprechend. Der andere Grund ist, dass trotz der nun freigelegten Grundsemantik die „Bruchstücke“ recht unbestimmt sind, d.h. es wird nicht explizit gesagt, dass das Erdland als solches derart zerteilt ist, auch wenn dies einigermaßen naheliegt. Es könnte auch auf der Erdkruste liegendes gemeint sein. Welche Kandidaten es dafür gibt und ob diese mit der „Bruchstücke“-Bedeutung vereinbar sind, wäre zu diskutieren.
Faszinierend ist jedenfalls, und dies mag die in Frage stehende Signifikanz vielleicht wieder erhöhen, dass im Koran analog zur modernen Geologie Bruchrisse für das Erdland anscheinend genauso charakteristisch sind wie zyklisch-oszillative Dynamik des astronomischen Himmels:
Das hier verwendete Wort Sad' صدع kann den Vorgang des Spaltrisses in hartem Material wie Ton oder Stein meinen, oder aber den Spaltriss als gegenstandshaftes Ergebnis eines solchen Ereignisses. Von derselben triadischen Wurzel abgeleitet ist Sodâ' صداع für „Kopfschmerz“, zumal dieser dem Betroffenen das Gefühl gibt, sein Schädel, werde Spaltrisse bekommen. In nordafrikanischen Dialekten bedeutet Sad' صدع „Belästigung, Nerverei“, wohinter die phantasievolle Vorstellung eines Schädels steht, der z.B. durch nervende Kinder Spaltrisse bekommt...69
Die Hervorhebung ausgerechnet der Bruchriss-Charakteristik der Erde harmoniert in hohem Maß mit der Tatsache, dass sich nach heutigem Wissen außer der Erde kein anderer Planet unseres Sonnensystems durch das Phänomen der auf Bruchrissen basierenden Plattentektonik auszeichnet.
Der vorneuzeitliche Mensch sah in Bergen lediglich einen gigantischen Haufen aufgetürmtes Material, oder, gemäß der optischen Wirkung einiger Berge, einen riesigen, auf die Erde gesetzten Felsen. Noch beim Durchschnittsmenschen der Gegenwart findet sich diese Wahrnehmung ebenso, wie sich durch einen Blick in ein beliebiges Synonymwörterbuch zu dem Wort „Berg“ bestätigt, oder durch die Betrachtung der Alltagsrhetorik und ihrer Redewendungen, in welcher mit Überkräften Bäume „ausgerissen“, Berge aber nur „versetzt“ werden können. In der vorislamischen arabischen Kultur war dies nicht anders, wie sich an den Bedeutungsaspekten der Wortwurzel des arabischen Wortes jabal („Berg“) erahnen lässt. Diese kommt beispielsweise in den Nomen jibill, jibillah und jubullah vor (s. Sure 36:62, 26:184), welche einfach eine Vielzahl bzw. einen Haufen (bsd. von Menschen) meinen. Auch steht die Wortwurzel mit den Bedeutungen der Grobheit, der Härte und der Unveränderlichkeit in Zusammenhang (jablah, jiblah, jubullah, jabil, jabala, mi-jbâl).70 Dass der Berg hauptsächlich eine Bezeichnung mit dieser Wortwurzel trug, lässt also ahnen, dass der damalige Araber Berge in erster Linie schlicht als große Materialhaufen und harte und kaum überwindbare Hindernisse wahrnahm. So erklärt sich auch, warum sein Vokabular für sichtbare Orogene auch das Wort sadd bereithielt, welches „Sperre“ bedeutet (s. Sure 18:93). Und in eindeutiger Ausnutzung der Haufensemantik belegt der Koran Hagelwolken mit dem Plural jibâl (Sure 24:43). - Auch Geologen sind sich der nicht-wissenschaftlichen, meist auf die äußere Topographie beschränkte menschliche Wahrnehmung von Bergen bewusst:
Im landläufigen Sinn wird unter einem Gebirge hingegen der topographische, also der Oberflächen-Ausdruck in Form einer hohen Bergkette verstanden. Gebirgsbildung in diesem Sinn ist die Heraushebung von Gesteinsmassen zu einem Hochgebirge.71
Doch das moderne geologische Faktum lautet: Gebirge setzen sich in die Tiefe mit Gebirgswurzeln fort, u.a. weil sie im Rahmen gravitativ geprägter Prozesse in das Innere des Untergrunds streben und so in der Platte quasi verankert werden. Im Koran heißt es:
Deutlich ist hier zu sehen, wie der Ehrwürdige Koran Berge als Verankertheiten
bezeichnet, sie also nicht wie in der oberflächlichen Wahrnehmung des naiven Menschen als bloße auf dem Erdboden liegende Materialhaufen, sondern als im Boden verankert beschreibt. Dass diese Bezeichnung für Orogene im Koran so häufig74 zum Einsatz kommt, während sie im gängigen damaligen (und auch heutigen) Arabisch praktisch völlig absent ist,75 qualifiziert sie als einen terminus coranicus par excellence, der etwas mitzuteilen hat. Der semantische Ursprung des Wortes muss also, im Unterschied zu demjenigen gängiger Wörter wie jabal, ernstgenommen werden.
Das moderne geologische Faktum lautet: Das Ausmaß der Tiefe seiner Wurzeln übersteigt die Höhe eines Gebirges in der Regel um ein Vielfaches, so dass eine Analogie zu Eisbergen besteht, welche aber dem Kulturkreis der Ersthörer nichts sagen würde, so dass sich ein anderer Vergleichsgegenstand (in Referenzierung ihrer Zeltkultur) weit besser eignet, nämlich ein solcher, der in der Erfüllung seines Zwecks erheblich mehr als zur Hälfte in den weicheren Boden getrieben zu sein pflegt - so heißt es im Ehrwürdigen Koran (Sure 78:6-7):
Wie man sich in sehr alter Zeit die Entstehung von Gebirgen vorstellte, wäre zu prüfen. Das moderne geologische Faktum lautet jedenfalls: Gebirge werden aufgerichtet (durch Auffaltung und isostatischen Auftrieb). Im Ehrwürdigen Koran heißt es:
Das verwendete Verb naSaba steht im Arabischen in materiellen Zusammenhängen unzweideutig für das aktive Aufrichten von etwas, das sich zuvor am Boden befunden hat, z.B. einem Fahnenmast.
Ein Vorbehalt hinsichtlich der Signifikanz dieser Übereinstimmung ist zulässig, da die Durchringung zu einer Idee der Aufrichtung hochragender Objekte auch für einen naturwissenschaftlich nicht informierten Menschen nichts allzu Ungewöhnliches wäre. Abwegig hingegen wird er bei der Verbindung dieser Übereinstimmung mit der folgenden.
Das moderne geologische Faktum lautet: Obwohl Gebirge im Sinne einer Auffaltung bei ihrer Entstehung aufgerichtet werden, ist die Bildung von Gebirgen tendenziell, besonders zu Beginn, abwärtsgerichtet und stellt weitgehend mehr ein Fallen als ein Aufsteigen dar. Diese beiden auf den ersten Blick unvereinbar scheinenden Tendenzen finden sich in genau dieser scheinbaren Gegensätzlichkeit im Ehrwürdigen Koran wieder. Denn einerseits heißt es, wie gerade gesehen:
Andererseits finden sich mehrere Stellen78 wie diese:
Das entscheidende Wort ist das Verb °alqâ ألقى, mit der Bedeutung „fallenlassen, hinwerfen“. Der Koran verwendet es auch, um das Hinwerfen der Stöcke und Stricke während der Begegnung zwischen Moses und den Magiern zu beschreiben.
Es ist deutlich zu sehen, dass für den Ehrwürdigen Koran, anders als noch heutzutage für die meisten Menschen, in der Gebirgsbildung Aufwärts- und Abwärtsdynamik einander nicht ausschließen, sondern beide eine essentielle Rolle spielen.
Das moderne geologische Faktum besagt: Gebirge, zumindest gut verankerte, tauchten relativ spät auf der Erdoberfläche auf, nach einer Jahrmillionen dauernden Phase weitgehender Gebirgslosigkeit.
Hier soll eine zweite Dimension der mit der koranischen Verwendung des Verbs °alqâ zusammenhängenden Erstaunlichkeit zu Tage treten. Es existiert eine große Anzahl von anderen Koranstellen und Sprachzeugnissen im Arabischen,80 in denen dieses Wort verwendet wird und die Bedeutung „fallen lassen, hinwerfen“ offensichtlich kaum gemeint sein kann bzw. es klar im metaphorischen Sinne benutzt wird. Das Wort ist im hocharabischen Sprachgebrauch nämlich einer der typischen Metapherkandidaten, und eine der wichtigsten sekundären Bedeutungen des Wortes ist: „etw. auf verborgene/unerklärliche Weise setzen/erzeugen, nachdem zuvor davon keine Spur zu sehen war“81. Dies passt sehr zur Entstehung der wichtigsten Art von Gebirgen, nämlich solchen mit Gebirgswurzeln, da diese in der Erdgeschichte erst relativ spät entstanden.
Nicht nur zum späten Entstehen, sondern auch zu dem Aspekt der „Unerklärlichkeit“ des Auftauchens passt ein bereits oben aufgeführtes wissenschaftsjournalistisches Zitat, dessen Wiederholung den Erstaunlichkeitscharakter der Verwendung des Verbs treffend unterstreicht:
Die Ergebnisse [...] stützen ältere Befunde über den Zustand der frühen Erde: eine weitgehend unbewegliche Kruste ohne die heute so markanten Gebirgsketten. Rätselhaft ist bislang, wieso das nicht so blieb.82
Übrigens kann ich versichern, dass ich von diesem Sachverhalt nichts wusste, als ich andernorts einen Verständnisvorschlag für die geologische alqâ-Verwendung des Koran erstmals veröffentlichte und als Ergebnis meiner Gedanken genau diesen Sachverhalt skizzierte: Eine Jahrmillionen lang von Gebirgen freie Erde, auf welcher diese nach einer langen Zeit auf rätselhafte Weise auftauchen. Das wäre nicht das einzige Beispiel, an dem sich sehen lässt, dass überskeptische Polemiker im Unrecht sind, wenn sie behaupten, jede behauptete koranische Erstaunlichkeit mit naturwissenschaftlichen Dimensionen könne immer nur nach dem Bekanntsein der entsprechenden naturwissenschaftlichen Tatsache (unter Zurechtbiegung des gemeinten Sinns der Koranstellen) mit dieser identifiziert werden, nie jedoch aus dem Koran eine naturwissenschaftliche Tatsache vor ihrer Entdeckung vorweggenommen werden. An diesem konkreten Beispiel lässt sich die „Vorwegnahme“ auch mehr oder weniger nachweisen83.
Angesichts des spröden, weder an Teig noch Gummi erinnernden Materials, aus dem die Erdkruste zum Großteil besteht, muss für den vorneuzeitlichen und mehrheitlich auch für den heutigen Menschen die Vorstellung einer Dehnung des Erdlands geradezu grotesk anmuten. Nichtsdestotrotz lautet das moderne geologische Faktum: Die Erdkruste ist stellenweise und immer wieder Dehnungsvorgängen ausgesetzt. Im Ehrwürdigen Koran (Sure 13:3) heißt es über einen Aspekt des schöpferischen Wirkens Gottes, wobei die Bezugnahme auf diesen geologischen Aspekt an weiteren Stellen84 wiederholt wird:
Die Signifikanz dieser Übereinstimmung erfährt durch den folgenden Punkt noch eine Steigerung.
Nicht nur Stauchung und Kollisionsdruck, sondern auch die Streckung und Dehnung der Erdkruste steht mit Gebirgsbildungen in einem engen Zusammenhang. Um zu sehen, ob der Ehrwürdige Koran auch dieses paradox anmutende, moderne geologische Faktum kennt, brauchen wir nur die Fortsetzung des eben angeführten Zitats zu betrachten:
Auf den ersten Blick wohnt dieser Aussage angesichts ihrer Formulierung für den vorliegenden Belang allenfalls eine nur schwache Signifikanz inne, da die Verbindung der zwei Fakten mit einem bloßen „und“ (statt „um ... zu“, „so dass“ o.ä.) zu lose erscheint, so dass der Koran sie auch unabhängig voneinander sehen könnte. Prüft man aber alle Stellen, an denen im Koran zur Erinnerung an die Schöpfermajestät Gottes von einer Dehnung des Erdlands die Rede ist,87 stellt man fest, dass an ihnen allen diese beiden Fakten in dieser Weise gemeinsam auftauchen und an keiner eines der beiden ohne das andere einhergeht. Dies ist ein recht starker Hinweis darauf, dass der Koran Dehnung und Gebirgsbildung in einem Zusammenhang stehend darzustellen beabsichtigt.
Was die sich vielleicht aufdrängende Frage betrifft, warum der Zusammenhang nicht direkt mit einem präziseren sprachlichen Element anstelle des „und“, sondern stattdessen anhand der (gleichwohl faszinierenden) Methode der Strukturwiederholung nahegelegt wird, so liefert die potentielle Antwort eine mögliche weitere Steigerung der Erstaunlichkeit: Es passt bestens dazu, dass Dehnungen eben nicht zwingend und direkt mit Gebirgsbildungen einher- oder diese zwingend und direkt aus Dehnungen hervorgehen.
Das moderne geologische Faktum besagt: Gebirge verharren nicht an ihren Positionen, sondern bewegen sich für die normale menschliche Wahrnehmung unmerklich. Man kann sich denken, dass der einfache Angehörige eines Volkes, das nicht einmal in direkte Berührung mit griechischem Denken kam, kaum auf diese Idee zu kommen imstande wäre. Sicher ist es auch nicht zu kühn zu behaupten, dass man selbst als hochgebildeter griechisch-antiker Philosoph wie Heraklit zwar die geistige Kapazität besaß, um auf eine mögliche Bewegtheit aller Dinge zu schließen, also die Unbewegtheit als unbewegt wahrgenommener Dinge auf ihre bloße Scheinbarkeit zu reduzieren, doch gab es auch für jemanden wie ihn nicht den geringsten Anlass, Gebirge oder sonstige geologische Objekte hierin speziell hervorzuheben. Unter diesem Aspekt war noch im 20. Jahrhundert der Gedanke einer gebirgsspezifischen Translationsbewegung unter Wissenschaftlern ziemlich abwegig. Der Mensch gleicht hierin nunmal einem Kind, das einen flüchtigen Blick auf die Wolken wirft und ohne genaueres Hinsehen meint, sie bewegten sich nicht:
Vielleicht möchte jemand noch einwenden, dass es doch die Platte sei, die sich bewege und Gebirge nur als Teil dieser Platte quasi von dieser bewegt würden. Doch zum einen ist es ja durchaus auch bei Wolken so, dass sie mit Umgebendem mittreiben, nämlich mit den Luftmassen, und zum anderen wäre z.B. eine ansatzweise Rotationsbewegung einer Platte nicht unbedingt mit einer Translationsbewegung ihrer selbst verbunden, wohl aber meistens mit einer Translationsbewegung des in Randnähe stehenden Gebirges, das sich dann im „Zeitraffer“ von der anderen Platte aus betrachtet als vorüberziehend darstellt.
Übrigens bringt dieser Vers eine weitere Erstaunlichkeit mit sich, wenngleich sie auch einem anderen als dem Bereich der Geologie zusammenhängt: Bezüglich der geringen Merklichkeit der Bewegung wäre es für den vorneuzeitlichen Menschen doch naheliegender gewesen, den Vergleich zur Bewegung der Sonne, des Mondes oder der Sternbilder am Himmelszelt zu ziehen, denn ihre Bewegung ist für ihn erheblich unauffälliger als die der Wolken. Da aber die ihm bekannte Translationsbewegung der Himmelskörper eher eine subjektive ist, eignet sie sich zum Vergleich nicht, und die der Wolken bleibt die passendste denkbare Translationsbewegung.
Schon in der eben besprochenen Wolkenanalogie lässt sich eine koranische Vorwegnahme das geologischen Faktums sehen, das etwas besagt, was kaum weiter weg von der Vorstellungswelt des früheren Menschen sein könnte: Gebirge schwimmen gewissermaßen und unterliegen in einem essentiellen Maß einer Auftriebsphysik (Isostasie). Auch Wolken schwimmen im Rahmen einer Auftriebsphysik in einem Umgebungsmedium, dessen Dichtegrad von ihrem abweicht, nämlich in der Atmosphäre. Noch stutziger dürften den einen oder anderen die folgenden Aussagen des Ehrwürdigen Koran machen, die sich auf Segelschiffe beziehen:
Wenn wir mal ehrlich sind: Welcher Mensch kommt ohne Weiteres auf die Idee, Eigenschaften von Schiffen ausgerechnet mit denen von Bergen zu vergleichen, statt z.B. von Gebäuden oder Gefäßen? Zur korrekten Erfassung der Signifikanz besonders des ersten der beiden Verse sollte darauf geachtet werden, dass der arabischen Syntax nach zu urteilen nicht in erster Linie die Schiffe mit Bergen, sondern die Art der Fortbewegung der Schiffe mit der Art der Fortbewegung der Berge. (Demgegenüber scheint der zweite Vers eher auf die Aufgerichtetheit abzuzielen.)
Es mutet in diesem Zusammenhang fast bizarr an, dass Geologen unter Kratone tragenden Lithosphärenbereichen eine Schicht entdeckt haben, die sie mit der Bezeichnung Kiele nach der Unterseite von Schiffsrümpfen benannten...
Die Gottesworte, welche die translative Bewegung von Gebirgen bestätigen, warten bei genauerem Hinsehen mit einer rhetorischen Auffälligkeit auf.
Die Auffälligkeit lässt sich mit der Frage aufgreifen, warum sich der Ehrwürdige Koran zur Verneinung der Translativbewegung nicht mit dem rhythmisch ebenso passenden und semantisch weit deckungsgleicheren Adjektiv thâbit ثابت („fest stehend“) begnügt hat, sondern stattdessen das Adjektiv jâmid جامد einsetzt, welches im Arabischen weit mehr als die Verneinung von translativer Bewegung ist und im allgemeinen Sprachgebrauch viel seltener hierfür in Gebrauch ist. Die indikatorische Erstaunlichkeit des Verses besitzt offenbar eine weitere Dimension: Das Wort jâmid bezieht sich in der arabischen Sprache nicht nur auf die positionale Unbewegtheit, sondern noch mehr auf morphologische Starrheit, denn es bedeutet genau genommen „starr/gefroren“, wodurch der Vers auch (und an dieser Satzstelle vor allem!) die totale Konstanz der Gestalt eines Berges verneinen dürfte. Und mittlerweile wissen wir, dass das moderne geologische Faktum tatsächlich lautet: Gebirge sind hinsichtlich ihrer Form nicht absolut starr, sondern verändern sich auch diesbezüglich unmerklich.
Das moderne geologische Faktum lautet: Das Erdland in Form der Lithosphärenplatten schwimmt gewissermaßen auf einem schwächeren, in gewisser, relevanter Hinsicht flüssigen Medium (Asthenosphäre).
Der Ehrwürdige Koran bezieht sich, wie in den folgenden Abschnitten zu sehen sein wird, auf die potentielle Instabilität des Erdlands, neben gewissen Maßnahmen, die dieser entgegenwirken sollen. Dieser Bezug erfolgt tatsächlich in einer Weise, die zu implizieren geeignet ist, dass nicht nur die Gebirge, sondern die Kontinente auch als Ganzes regelrecht schwimmen. Das zu „befürchtende“ Verfallen in die gemeinte Instabilität trägt im Koran nämlich die Benennung mayd, welche in Form des Subjunktiv-Imperfektverbs ta-mîda eingesetzt wird. Dies wiederum bezeichnet dediziert das Schwanken bzw. Taumeln eines über Luft oder Wasser befindlichen plattenförmigen (oder eines mit einer Plattform ausgestatteten) Objektes, insbesondere eines Schiffes.94
Auch hier sei an die verblüffende Tatsache der geologisch-fachsprachlichen Benennung der unterseitigen Erweiterungen kratonischer Plattenbereiche als „Kiele“ erinnert.
Das moderne geologische Faktum lautet: Kontinente bzw. Teile von ihnen können in Schieflagen geraten bzw. sind immer wieder Einflüssen ausgesetzt, die sie in Schieflagen zu versetzen oder bereits bestehende zu verstärken vermögen.
Es ist höchst interessant, dass Übersetzer und Interpreten das als Verb heute praktisch nicht mehr im lebendigen Sprachgebrauch im Einsatz befindliche mayd wegen der Schwierigkeit der Vorstellung (oder aber einer suboptimalen Kontrolle über sie) meist als Erdbeben interpretierten, obwohl das zweifellos eine gewisse Gemächlichkeit implizierende oder wenigstens zulassende mayd nicht nur recht weit entfernt davon ist, sondern vom Koran auch ausschließlich unter dem Aspekt der Stabilisierung durch Gebirge verwendet wird, während das Wort für Erdbeben im Koran durchgehend zalzalah und zilzâl ist, was dieser mit der Funktion von Bergen wiederum an keiner Stelle in einen Zusammenhang bringt.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich der Koran naturwissenschaftlich somit als weit kompetenter erweist als sein moderner Übersetzer - eine geradezu spektakuläre Weise der Fühlbarmachung seines überweltlichen Ursprungs.
Denn demgegenüber ist die Grundbedeutung von mayd allein diese: „(als/mit Plattform) in Schieflage geraten“. Im noch heute gebräuchlichen Nomen mâ°idah hat sich die Verbwurzel erhalten - es bezeichnet eine mit Speisen gedeckte95 Tischplatte (die durch die Last der aufgelegten Speisen und Gefäße, insbesondere wenn auf Sand gestellt, in Schieflage gerät oder in eine solche zu geraten nahe ist). Wörtlich bedeutet mâ°idah „eine (jetzt/bald/häufig) in Schieflage Geratende“.
Das moderne geologische Faktum lautet: Gebirge tragen durch die mit ihnen einhergehenden Krustenverdickungen zur Stabilisierung der Kontinente bei und wirken Schieflagen entgegen, bzw. durch ihre Entstehung werden Schieflagen reduziert oder diesen vorgebeugt. Im Ehrwürdigen Koran heißt es:
Die Lehre von diesem Zusammenhang gehört zu den bemerkenswertesten im Ehrwürdigen Koran.97
Zwar ist wegen Sure 77:27 klar, dass im Koran mit den „verankerten Objekten“ (rawâsî) durchaus auch Berge im üblichen Sinn gemeint sind - doch es ist überaus auffällig, dass ausnahmslos immer, wenn der Stabilisierungseffekt dieser Objekte thematisiert wird, auf sie mit dem Namen rawâsî Bezug genommen wird, nie einfach mit jibâl („Berge“). Dies würde stark dazu passen, dass der Ehrwürdige Koran hier einen proprietär-synthetischen Oberbegriff für mehr als nur Berge im üblichen Sinne einführt, und der sich nur mit weiteren Spezifikationen auf Berge im üblichen Sinn, wie z.B. eben in Sure 77:27 mit dem Adjektiv „hochragend“ (rawâsiya shâmikhât), beschränken lässt.
Nun lautet das moderne geologische Faktum: In den stabilsten Bereichen der Kontinente stecken tiefe, massive und nicht weiter deformierbare Grundgebirge, die teilweise nicht an der Oberfläche sichtbar sind, bzw. sie bestehen aus ihnen.
Im Ehrwürdigen Koran steht ein recht wenig beachteter Vers, den der Schreiber dieser Zeilen schon vor seiner intensiveren Auseinandersetzung mit der Geologie nicht anders zu deuten wusste, als so, dass die Erdoberfläche, wo sie uns heute relativ flach erscheint, früher sehr gebirgig gewesen und danach abgeflacht worden sein musste.
Allerdings schien mir dieser Gedanke noch zu gewagt und „umständlich“, um ihn als ernstzunehmende Deutung zu verfechten. Zugleich konnte ich mir aber auch nichts anderes vorstellen.
Jetzt aber weiß mit mir auch der Leser dieses Artikels, dass der aktuelle Stand der Geologie besagt: Die zentralen, stabilsten und somit wichtigsten Oberflächenbereiche der Kontinente waren früher von unwegsamen Gebirgslandschaften geprägt, die topographisch mittlerweile weitgehend wieder abgeflacht sind.
Es ist der letzte in der folgenden Kette von Versen:
Wunderbar auch die mit den erdgeschichtlichen Tatsachen harmonierende Reihenfolge, welche die Erwähnungen der Gebirgigkeit und der Abflachung direkt hintereinander stellt:
War vielleicht wenigstens ein kleiner Teil der vielen hier im Vordergrund stehenden geologischen Tatsachen vor dem Koran (insbesondere im sechsten bzw. siebten Jahrhundert n. Chr.) auf der Arabischen Halbinsel bekannt? Schon aufgrund der bisherigen Ausführungen sollte klar sein, wie unwahrscheinlich dies ist, und je weiter man die betrachtete Menge fasst, umso unwahrscheinlicher, bis hin zur selbstverständlichen Ausgeschlossenheit.
Nichtsdestotrotz wollen wir im Folgenden einen Blick auf Referenzen werfen, die von Skeptikern und (insbesondere missionarischen) Widersachern der koranischen Offenbarung im Versuch der Relativierung ihrer Indikatoren eingebracht werden könnten bzw. bereits eingebracht wurden. In der Regel handelt es sich hier um Bibelstellen, die vermeintlich bzw. scheinbar von der einen oder anderen jener geologischen Tatsachen reden oder ihre Kenntnis voraussetzen lassen.
Zuvor sollte festgehalten werden, dass es völlig unproblematisch ist, wenn auch Teile biblischer Schriften, soweit sie noch wenigstens einigermaßen originalgetreu von Propheten empfangene Offenbarungen repräsentieren, Spuren eines überweltlichen Ursprungs enthalten - präsentiert sich doch der Ehrwürdige Koran dem Leser und Hörer als Bestätigung und Abschluss der Offenbarungsschriften früherer Propheten und finden sich in der biblischen Offenbarungsliteratur Bestätigungen der Gottgesandtheit Mohammeds , des Verkünders der koranischen Offenbarung.99
Dennoch lassen sich die am ehesten geeigneten Bibelstellen bei einer Überprüfung nicht einmal als Zufallstreffer einstufen, wie sie bei einer nahezu als Bibliothek zu bezeichnenden Schriftensammlung wie der Bibel mit seinem Material, welches den Textumfang des Koran um ein Vielfaches übersteigt, mehr oder weniger zu erwarten wären.
Psalm 104,5: Er setzte die Erde an ihren Platz (oder: auf ihr Fundament), damit sie für immer und ewig nicht wanke.
Hierin könnte man die Kenntnis des Instabilitätspotentials der Kontinente sehen, so dass diese „Gegenmaßnahmen“ zu ihrer Stabilisierung benötigen. Doch erstens
stellt der Psalmvers seinen Sachverhalt in keinerlei expliziten
Zusammenhang mit Gebirgen, und zweitens scheint er entweder nicht ganz
dasselbe zu meinen wie der Koran oder einen geologischen Fehler zu
enthalten, zumal die bloße Positioniertheit des Erdlands auf den
tieferen Schichten das Auftreten von Schieflagen eher zu verursachen als
verhindern geeignet ist, es sei denn, dass die Abgrenzung zur völlig
freien Positionierung im leeren Raum o.ä. beabsichtigt ist. Im letzteren
Fall geht der Psalmvers dem Ehrwürdigen Koran in seiner Vorwegnahme
einer modernen geologischen Lehre erst recht nicht voraus. So dürfte es
schwerfallen, dem Psalmvers auch nur die (an sich anscheinend hier durchaus vorhandene) Präsupposition des schieren inhärenten Potentials der Erde zum „Wanken“ als ebenbürtige
Erstaunlichkeit zuzugestehen, denn im Koran ist die analoge
Präsupposition nicht zuletzt deswegen so bemerkenswert, weil dort von
diesem Potential als unabhängig von der (Nicht-)Existenz einer Auflagefläche des
Erdlands bestehend ausgegangen wird. - Mehr noch: Gerade dieser Psalmvers verstärkt die indikatorische Relevanz der geologischen Bezugnahmen im Koran, denn der kausale Zusammenhang, den er zwischen der Stabilisierung der Kontinente und ihrer schieren Positionierung auf einer Auflagefläche herstellt, findet nirgends im Koran auch nur den geringsten Widerhall und wird von ihm kein einziges Mal aufgegriffen, was seine Unbeeinflusstheit von damals verbreiteten naturphilosophischen Weltbildern unterstreicht.
In Psalm 104,8 heißt es laut der Elberfelder Bibelübersetzung: Die Berge erhoben sich, es senkten sich die Täler an den Ort, den du ihnen bestimmt hattest.
Wird die Erschaffung der Gebirge hier als Aufrichtung bzw. Auffaltung dargestellt, so dass hier eine naturwissenschaftliche Vorwegnahme wie oben in Punkt Nr. 4 vorliegt? Dies könnte man dem Psalmvers zugestehen, wenn hier nicht möglicherweise ein Übersetzungsfehler und auch ohne einen solchen eine exegetische Voreiligkeit vorläge. In vielen anderen Bibelübersetzungen (z.B. Lutherbibel 2017, ähnl. King James Version) lautet nämlich der Vers, Bezug nehmend auf die Wassermassen der Urflut: Sie stiegen hoch empor auf die Berge und sanken herunter in die Täler zum Ort, den du ihnen gegründet hast.
Diese ist insofern die plausiblere Übersetzung, als die Existenz von Bergen schon vor diesem Vers etabliert wird: Die Flut der Tiefe deckte es wie ein Kleid, und die Wasser standen über den Bergen.
(Psalm 104,6). Hierdurch wäre Psalm 104,8 selbst dann nicht als Beschreibung der Entstehung der Gebirge zu verstehen, wenn kein Übersetzungsfehler vorliegen und die Elberfelder Übersetzung die richtige sein sollte. Vielmehr wäre er bloß eine poetische Beschreibung der Begleiterscheinungen des Rückzugs der Wassermassen, welcher die Berge mit ihrer Höhe und die Täler mit ihrer Tiefe schlicht wieder in Erscheinung treten lässt, Genesis 8,5 reflektierend: Und das Wasser nahm immer weiter ab bis zum zehnten Monat; im zehnten ⟨Monat⟩, am Ersten des Monats, wurden die Spitzen der Berge sichtbar.
Wenn man einen im Zeitraffer sinkenden Wasserspiegel als räumliche Bezugsebene annimmt, entsteht ja in der Tat die Illusion von aus ihm langsam herauswachsenden Bergen, und denselben Wasserspiegel als vorläufiger Boden eines Tales betrachtet, erscheint dieses sich in der Tat allmählich vertiefend. Weiter untermauert würde dieser Punkt mit der Tatsache, dass es auch nach dem Vers weiter um das Wasser geht. Der nächste Vers schließt das erneute Auftreten einer Großen Flut aus, womit klar sein dürfte, dass die besagte Urflut mit der Sintflut Noahs zu identifizieren ist. Dass es schon vor der Sintflut Berge gab, ist eine Auffassung der Bibel selbst (z.B. Berg Ararat), und auch, dass die Schöpfung, einschließlich derjenigen der Berge, im Grunde bereits zuvor abgeschlossen war.
Könnte es aber sein, dass zumindest das falsche Verständnis des Psalms 104,8 in der Spätantike von einigen vertreten wurde und die Lehre von der Erschaffung der Berge durch Aufrichtung auf diese Weise schon vor dem Koran in Umlauf kam? Ja, theoretisch ist dies möglich, wobei nicht vergessen werden sollte, dass die indikatorische Unnachahmlichkeit letztlich nicht in dieser oder jenen Einzelheit unter den geologischen Bezügen des Koran liegt, sondern in der fehlerfreien Gesamtheit eines ganzen Komplexes von Erstaunlichkeiten. Der Signifikanz dieser für einen bloßen Zufall viel zu großen Gesamtheit kann der Wegfall dieses oder jenes Elements nichts anhaben. Allerdings mangelt es der Frage ohnehin insofern an Relevanz, als in der allgemeinen jüdisch-christlichen Kultur das Buch Genesis etwaige Ergänzungen zu seinem Schöpfungsmythos weit überschattete und nicht zu sehen ist, warum dem einsamen und weit vom Buch Genesis abgeschlagenen Psalm in der Spätantike, noch dazu in seiner falschen Interpretation, so viel Aufmerksamkeit zuteil werden sollte, dass das Weltbild sogar des gewöhnlichen heidnischen Arabers davon beeinflusst werden sollte. Hinzu kommt der äußerst geringe Grad der Einflusskraft und des Reichweitenpotentials, der für ein von Menschen gewöhnlich als derart nebensächlich behandeltes Detail der Welterschaffung wie dem der Gebirgserschaffung anzunehmen ist: Nicht einmal die populären Schilderungen des Buchs Genesis interessieren sich hierfür.
Gibt es Hinweise dafür, dass schon vor der Herabsendung des Koran das geologische Konzept der Gebirgswurzeln bekannt war, oder existierte eine solche Auffassung, an die ein Autor der Arabischen Halbinsel in der Weise des Ehrwürdigen Koran hätte anknüpfen können? Wie unwahrscheinlich dies ist, sollte schon während der obigen Ausführungen in Sektion IV einigermaßen klar geworden sein. Dennoch ließen es sich besonders bibelmissionarische Aktivisten, die mit dem verblüffenden Phänomen der koranischen geologischen Bezüge konfrontiert wurden, nicht nehmen, sich in der Bibel auf die Suche nach Stellen zu begeben, die das Konzept einbeziehen, um bei Sätzen wie den folgenden vermeintlich fündig zu werden: Bis zu den Wurzeln der Berge sinke ich hinab. Hinter mir schließen sich für immer die Riegel der Erde.
(Jona 2,6; Einheitsübersetzung 2016), Nach dem harten Gestein streckt man seine Hand aus, wühlt die Berge um von Grund auf.
(Hiob 28,9), Die Erde bebte und wankte, und die Grundfesten der Berge bewegten sich und bebten, da er zornig war.
(Psalm 18,8). Nun könnte man dies der Bibel als Spuren der Gotteswortschaft ihres womöglich überwiegenden Teils gönnen und sich mit den biblischen Hinweisen auf die Gotteswortschaft des Ehrwürdigen Koran begnügen. Gleichwohl sollte allerdings die Tatsache, dass man für die Verknüpfung dieser Stelle mit modernen geologischen Erkenntnissen erst gezielt auf die Suche gehen musste, wohingegen die betreffenden koranischen Stellen einem neutralen Betrachter aufgefallen waren,100 für einen gewissen ersten Argwohn hinsichtlich der Relevanz der Bibelstellen sorgen.101. Angesichts des weiteren auffälligen Unterschieds, dass während die koranischen geologischen Bezugnahmen eindeutig hauptsächlich im Kontext des Schöpfungsthemas stehen und Beschaffenheit, Struktur und Funktion von Gebirgen in den Vordergrund stellen, dieser Kontext bei den obigen Bibelversen völlig fehlt, dürfte sich das Misstrauen weiter erhöhen. Dieses ist denn auch berechtigt:
In Jona 2,6 bedeutet das fragliche Wort qetseb קצב wörtlich nicht „Wurzel“, sondern hat entsprechend seiner Rückführbarkeit auf das Verb qatsab („schneiden“, vgl. das verwandte arabische qaDaba قضب und qaṢaba قصب mit der gleichen Bedeutung) die Grundbedeutung „(Ab-/Aus-)Schnitt“, „Gestalt“ oder „Extremität“, womit schlicht sein oberhalb der Erdoberfläche sichtbarer Fuß gemeint sein wird (unteres Ende als Endabschnitt),102 zumal am Kontext sichtbar etwas ausgesagt werden will, das auch im ebenfalls semitischen Arabisch mit der noch heute geläufigen Redewendung „bis zum Bergfuß absinken“ (نزل إلى الحضيض) ausgedrückt wird, nämlich hinsichtlich des Niveaus oder der persönlichen Situation etc. katastrophal zu abzusinken. Dementsprechend übersetzt die Zürcher Bibel den Vers so: Zum Fuß der Berge war ich hinabgefahren, ...
. Der Satz ist Teil eines Gebets, das der Psalm dem Propheten Jonas , wie er im Inneren des Fisches gefangen war, in den Mund legt, will also eindeutig nichts über die geologischen Eigenschaften von Bergen mitteilen. Mehr noch: Selbst wenn die fragliche Vokabel wörtlich „Wurzel“ bedeutete, würde sich an der Bedeutung „Bergfuß“ voraussichtlich nichts ändern, da es keinen Grund gäbe, anzunehmen, dass es etwas anderes bedeutete als das alte arabische °aSlu jabal أصل جبل (wrtl.: „Wurzel eines Berges“), nämlich „Fuß eines Berges“103.
Im nächsten zu diskutierenden Vers, Hiob 28,9 haben wir genau diesen Anwendungsfall. Dort lautet das fragliche Wort shoresh שֶׁרֶשׁ und bedeutet wörtlich tatsächlich „Wurzel“. Wie weit dies in der geowissenschaftlichen Antizipationsleistung hinter der koranischen Darstellung von Bergen als Pflöcke und somit als Objekte, von denen ein Großteil unterhalb der Erdoberfläche steckt, zurückbleibt, wird klar, wenn man bedenkt, dass mit der Rede von Wurzeln nichts über die Tiefe derselben gesagt wird und schon die Ausläufer eines Berges oberhalb der Erdoberfläche mit ihrer Form Anlass bieten, bildhaft von Wurzeln zu sprechen, in Anlehnung an Baumwurzeln, die nicht komplett unter der Erde liegen müssen, um als solche zu gelten. Ohnehin bezeichnete sowohl im Hebräischen shoresh שֶׁרֶשׁ als auch im Arabischen °aSl أصل einfach nur das tiefstliegende bzw. äußerste Ende von etwas, sei es ein Baum, ein Tal, ein Felsen oder etwas anderes (vgl. Hiob 26,14 oder Sure 37,64), weshalb die damalige Verwendung des Begriffs nicht im Geringsten zu implizieren vermag, dass für den jeweiligen Sprecher irgendetwas von dem Gegenstand, auf den es bezogen ist, unterhalb der Erde zu verorten sei. Im selben Buch Hiob 13,27 bezeichnet das Wort offenbar sogar einfach nur die Fußsohle eines Menschen. Dementsprechend übersetzt die „Neue Evangelistische Übersetzung“ plausibel: ... vom Fuß der Berge aus wühlt man sie um.
Die besten Chancen, auf einen unterhalb der Oberfläche liegenden Teil von Bergen Bezug zu nehmen, hat Psalm 18,8, der hier ein Wort verwendet, welches mit „Fundament“ oder „Grundmauer“ übersetzt werden kann, nämlich môsdê מוֹסְדֵי. Dieses kommt in Bezug auf Berge auch an einer weiteren Bibelstelle vor: Denn ein Feuer ist entbrannt durch meinen Zorn und wird brennen bis in den untersten Scheol und wird verzehren das Land mit seinem Gewächs und wird anzünden die Grundfesten der Berge.
(Deut 32,22). Grundmauern sind in der Tat im Falle künstlicher Gebäude in der Regel unterhalb der Erdoberfläche befindlich, und auf ihnen wird der Rest des Gebäudes aufgebaut. Doch das Wort ist linguistisch bei weitem nicht so spezifisch, dass es auf die Bezeichnung jenes speziellen Mauerwerks beschränkt wäre (was bei Bergen ohnehin eine recht merkwürdige Vorstellung wäre). Vielmehr lässt sich an seiner Wortwurzel yasad יָסַד und seiner übrigen Verwendungsweise sehen, dass es allgemein etwas bezeichnet, worauf ein großes Objekt zur Festigung desselben aufliegt, so dass „Fundament“ oder „Basis“ als Übersetzung besser geeignet ist (englische Bibelübersetzungen verwenden meist „foundation“ oder „base“).104 Nun ist dies nicht nur etwas anderes als der unterirdische Gebirgsfortsatz des Koran, durch den Gebirge dort die Stabilität des Kontinents fördern, und nicht wie hier, selber von ihm stabilisiert zu werden bedürfen. Nirgends erwähnt der Koran Fundamente oder Grundmauern von Bergen, oder macht auch nur den Anschein, für ihn hätten Gebirge derartiges nötig. Hinzukommt, dass für den vorneuzeitlichen (wie eigentlich auch für den heutigen durchschnittlichen) Menschen das, worauf ein Berg aufliegt, sein unterster sichtbarer Teil oder allenfalls einfach der unter dem Berg befindliche (womöglich als im Vergleich zur Umgebung fester gedachte) Erdboden war. Immerhin gab und gibt es im Bauwesen Varianten des Gebildefundaments, die oberhalb des Bodens angelegt wurden bzw. werden (Sockel, Mäusepfeiler, Pfahlbaustelzen etc.). Dazu passt Deut 32,22, wenn dort doch das Feuer das Land mit seinem Gewächs verzehrt und irgendwann die Ausläufer der Berge erreicht, um sie in Brand zu setzen. Die Lehre von Gebirgswurzeln im modernen geologischen Sinne ist hier also nicht zu sehen. Und da hier nicht einmal eine scheinbare Ergänzung der Schöpfungsgeschichte o.ä. vorliegt, sind diese beiden Bibelstellen noch weniger als der oben besprochene Psalm 104,8 geeignet, um für die Annahme zu dienen, eine Vorform der geologischen Lehre von der unterirdischen Gebirgsstruktur könnte sich „versehentlich“ verbreitet haben.
Wer dachte, die embryologischen Antizipationen des Koran seien und blieben aufgrund ihrer Vielzahl und Präzision die unangefochtene Speerspitze der den übermenschlichen Ursprung nahelegenden koranischen Indikatoren, dürfte sich nun eines Besseren belehrt sehen: Die geologischen Erstaunlichkeiten des Ehrwürdigen Koran scheinen den embryologischen an Eindrucksfülle in nichts nachzustehen.
Es bliebe allenfalls vielleicht die Frage, warum der Stabilisierungseffekt von Gebirgen in geologischen Lehrwerken so stiefmütterlich behandelt und so verhalten und indirekt bestätigt wird, dass man das Gefühl hat, man müsste manchen Geologen diese Bestätigung „aus der Nase ziehen“. Dies sollte aber nicht allzu sehr verwundern, denn:
Doch der besagte Effekt und alle anderen Fakten sind offensichtlich, zum Lobe Gottes, unzweifelhaft gegeben und für jeden Geologen und geologisch Informierten erkennbar, so dass auch am Ende dieser Untersuchung die Faszination bleibt, auf welche Weise sich doch wieder einmal die ewige Prophezeiung bewahrheitet:
Der Mount Everest wandert jährlich um sieben Zentimeter in Richtung China. Der mit 8848 Metern höchste Berg der Erde entfernt sich langsam von der Grenze zwischen Nepal und Tibet, fanden chinesische Wissenschaftler jetzt heraus. Der Mount Everest wandert jährlich um rund sieben Zentimeter nach Norden. ‚Das sind normale Bewegungen in der Region Tibet und Indien’, erklärte Prof. Rainer Kind vom Geo-Forschungs-Zentrum (GFZ) in Potsdam - verantwortlich seien Bewegungen der gigantischen Platten der Erdkruste auf dem halbflüssigen Untergrund des Erdmantels. Mit der langsamen Verschiebung der Indischen unter die Eurasische Platte verändere der gesamte Himalaja seine Position.
Just because the mountains are themselves stabilized by isostacy does not mean that the mountains stabilize the earth or the crust by isostacy.Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Anführung dieses Zitats als in dieser Form wenn nicht wertloses, so doch mindestens schwaches „Argument“ (eher eine
straw man fallacy), denn 1.) Die dem Terminus „Isostasie“ zugrunde gelegte Definitionsweite ist hier nicht ersichtlich. 2.) Das Zitat geht auf andere mögliche Faktoren der Stabilisierung nicht ein. 3.) Es geht ohnehin nicht primär um die Stabilität der Erde (als Planet). 4.) Es geht nicht primär um die Stabilität der Kruste als vielmehr um die der kontinentalen Lithosphärenplatten. Gleichwohl verneint das Zitat nicht einmal die Stabilisierung der Kruste durch andere Faktoren. - Ein weiteres Zitat augenscheinlich derselben Person lautet:
While it is true that many mountain ranges are composed of folded rocks it is not true that the folds render the crust stable.Auch hier wird auf geschickte Weise vom eigentlichen Punkt abgelenkt, denn die „folded rocks“ der Gebirge gibt es auch oberhalb der Erdoberfläche, und dass ihre schiere Gefaltetheit keine nennenswerten Stabilisierungseffekte mit sich bringt, ist mehr oder weniger eine Trivialität. Auch hier besteht wieder eine merkwürdige Beschränkung auf die Kruste; darüber hinaus gibt das Zitat abscheinend auf die Behauptung einer bereits vorliegenden vollkommenen Stabilität zu antworten vor, während es zunächst um nicht viel mehr als eine Stabilitätsförderung geht. Davon abgesehen ist nicht klar, was für eine Art von Stabilisierung, die er hier verneint, dem Zitierten vorschwebt. - Wer aber ist dieser „Prof. David A. Young“ überhaupt? Eine Recherche ergibt: Ein solcher Geologie-Professor scheint unbekannt zu sein. Es gibt zwar einen Professor namens David J. Young (mit „J“), doch dieser ist zur Zeit offenbar lediglich ein Gast-Assistenzprofessor an der geologischen Fakultät der Ohio State University (als solcher muss er nicht einmal unbedingt ein Geologe sein) und weit davon entfernt mit prominenten Schwergewichten der Geologie auf eine Ebene gestellt zu werden. Es bliebe noch ein gewisser Geologe namens Davis A. Young (mit „s“) - dieser aber scheint für christliche Missionare zu arbeiten, wenn er nicht gar selbst als ein solcher zu bezeichnen ist. Missionarische Tätigkeiten sind nicht an sich direkt disqualifizierend, doch in Verbindung mit Argumentationsweisen und Mehrdeutigkeiten wie den eben festgestellten machen sie die Hinzuziehung zusätzlicher verlässlicher „Zeugen“ erforderlich - diese scheinen aber zu fehlen. - Zu guter Letzt ist natürlich auch in Erwägung zu ziehen, dass der Zitierte schlicht nicht existiert.
Er setzte die Erde an ihren Platz (oder: auf ihr Fundament), damit sie für immer und ewig nicht wanke.Somit sind offenbar auch hier keine Erdbeben gemeint. Phonetik und Struktur des hier verwendeten hebräischen Verbs מוֹט (mot „torkeln“, „taumeln“) lassen es sogar zu, eine gemeinsame etymologische Abstammung mit dem arabischen mayd anzunehmen.
La Bible, le Coran et la science, das er 1976 veröffentlichte.
Während sie also eines Tages am Fuße eines Berges, an dem sie sich niedergelassen hatten, verweilten, stürzte vom Berg ein Felsen auf sie zu, der alles, woüber er hinwegrollte, zermalmte.فبَينَما هم ذاتَ يَومٍ نُزولٌ إلى أصلِ جَبَلٍ انحَطَّتْ عليهم صَخرةٌ مِنَ الجَبَلِ، لا تَمُرُّ بشَيءٍ إلَّا طَحَنَتْه. Im Sunan-Werk des Tirmidhiy findet sich der von verschiedenen Hadithwissenschaftlern (u.a. Ahmad Shâkir) als authentisch eingestufte Ausspruch des Prophetengefährten Ibn Mas'ûd:
Der Glaubende sieht seine Sünden an, als befinde er sich im Fuße eines Berges, befürchtend, dass dieser auf ihn herabstürzen könnte.إنَّ المُؤْمِنَ يرَى ذنوبَهُ كأنَّهُ في أصلِ جبَلٍ يخافُ أن يقَعَ عليهِ. Die Präposition „im“ (في) und die Bukhâriy-Variante
unter einem Berg sitzend(قاعد تحت جبل) könnten bei diesem zweiten Beispiel als Hinweis dafür dienen, dass das Bild eine Aushöhlung im Berg als Aufenthaltsort der Person umfasst; denkbar ist aber auch der Aufenthalt zwischen den Ausläufern des Berges. Siehe auch der in Exegese-Werken häufig zitierte Qatâdah-Kommentar zu dem Ereignis der Bergerhebung gegen die Kinder Israels:
Sie hatten sich am Fuße eines Berges niedergelassen, woraufhin er über ihnen erhoben wurde.(نزلوا في أصل جبل فرفع فوقهم).
Diese Theorie besagt, dass die Kontinente und Gebirge mit ihren leichten Gesteinen durch besonders tiefe „Wurzeln“ in das Unterlager mit hoher Dichte eindringen und so gestützt werden. (Press/Siever 1995, S. 571) Auch in der darauffolgenden ins Deutsche übertragenen Auflage (3.) aus dem Jahr 2003 ist die Erläuterung genau so vorzufinden (S. 728). Die englische Originalausgabe dieser Auflage war bereits 2002 erschienen. Mancher wird sich noch erinnern können, dass dies in etwa die Zeit war, in welcher das World Wide Web in seine letzte Phase der Entwicklung zum Massenmedium getreten war und begonnen hatte, von den Anhängern der Schriftreligionen intensiv zu Zwecken der Verbreitung ihrer Religionen eingesetzt zu werden. Einer großen Beliebtheit sowie einer besonderen Überzeugungswirkung erfreuten sich die (manchmal voreilig) als „quranic miracles“ ins Feld geführten koranischen Erstaunlichkeiten, die in den teils hitzigen virtuellen Diskussionen eine große Rolle spielten, so auch Erstaunlichkeiten mit geologischem Bezug. Ich selbst war erfreut, als ich in unserer Hochschulbibliothek auf die besagte Stelle in einem Exemplar der ersten Auflage des Lehrbuchs stieß, denn sie ließ eine weitere Aussage des Koran sich in die Menge der faszinierenden Indikatoren für seinen überweltlichen Ursprung einreihen. Ähnlich dachten rund um den Globus nicht wenige andere Glaubensgenossen - die zitierte Stelle entwickelte sich zu einer der meistzitierten Expertenaussagen zur indirekten Bestätigung der Authenzität der Offenbarung und wurde wohl nur von den Berufungen auf Keith L. Moore im Bereich der Embryologie übertroffen. Das in 16 Sprachen virtuell und als Broschüre vorliegende „Islam Guide“ beruft sich ebenfalls an prominenter Stelle auf Press und Siever. Da schon allein dieses weltweit Millionen von Menschen erreichte und seine „durchschlagende“ Auflage etwa im Jahre 2002 in Druck ging, wird den Autoren die Aufregung um ihre Aussage wohl kaum entgangen sein. - Man kann sich meine Verblüffung vorstellen, als ich feststellte, dass in der hierzulande darauffolgenden Auflage (5., 2007) des Lehrbuchs „Allgemeine Geologie“ von Press und Siever nicht nur die zitierte Aussage nicht mehr an ihrer gewohnten Stelle im Glossar des Buches zu finden war, sondern das komplette Lemma „Isostasie“ fehlte.