Mancher mag behaupten, es gebe in Hadithen Fehler, mit denen man die Gottgesandtheit Mohammeds in Frage stellen könnte. Doch eigentlich sind als authentisch eingestufte Hadithe, d.h. Überlieferungen, welche den Propheten zitieren, selbst dann unproblematisch, wenn sie - wie in einigen seltenen Fällen - Fehler oder Widersprüche zu beinhalten scheinen. Sie sind ohnehin nicht wie der Koran zu behandeln.
Denn anders als der Ehrwürdige Koran werden Hadithe meist nicht als literale Verbalinspiration angesehen, sondern als vom Propheten Mohammed formulierte Lehren1, in speziellen Zusammenhang stehende Anweisungen und manchmal auch bloße persönliche Meinungen von ihm zu nicht-religiösen Angelegenheiten2. In Letzteren schloss er ausdrücklich selbst nicht aus, mal einen Fehler zu machen, da er nur ein Mensch war. Hinzukommt, dass selbst die Wahrscheinlichkeit, dass ein als Saħîħ eingestufter Hadith einen durch einen Gewährsmann verursachten Überlieferungsfehler beinhaltet, aufgrund der ausgereiften überlieferungskritischen Methoden der Hadithwissenschaft zwar extrem gering, aber eben nicht exakt Null ist3. (Als Ausnahme stellen sich in diesem Zusammenhang allerdings die sogenannten mutawâtir-Überlieferungen dar.) Es fehlt in der islamischen Geschichte nicht an berühmten und anerkannten Gelehrten, welche sogar im Saħîħ-Werk des Bukhâriyy, der authentischsten umfangreichen Hadithsammlung überhaupt, dutzende Überlieferungen für fehlerhaft oder schwach erklärten.4
Der Versuch, die Gottgesandtheit Mohammeds durch den Hinweis auf angebliche Fehler oder Widersprüche in Hadithen in Frage zu stellen, ist also in den meisten Fällen von vorneherein eine zweifelhafte Unternehmung, wenn nicht gar reine Energievergeudung.
Dennoch erweist sich immer wieder, dass auch bei Hadithen scheinbare Fehler oder Widersprüche in Wirklichkeit auf das mangelnde Verständnis oder die mangelnde Kenntnis oder Aufmerksamkeit derjenigen Person, die den Fehler wahrzunehmen glaubte, zurückzuführen ist. Oder es wird nicht berücksichtigt, dass anders als beim Ehrwürdigen Koran (in seinem arabischen Original!) mit der Authentizität eines einzelnen Hadiths keine hundertprozentige Unzweifelhaftigkeit jeder Einzelheit seines Wortlauts gemeint ist. Oftmals wird auch schlicht nicht genügend nachgedacht.
Im Laufe der Zeit sollen im Folgenden immer mehr Hadithe zusammengetragen werden, die als Infragestellung der Gottgesandtheit des Propheten missbraucht werden oder werden könnten und zeigen, dass derlei Infragestellungen ins Leere laufen. Den Beginn machen derweil die Beispiele auf den folgenden Seiten.
Ein Beispiel ist eine häufige Frage zu dem folgenden Hadith aus Muslims Saħîħ-Werk:
Der Gesandte Gottes sagte: Wenn (der Monat) Ramadan kommt, werden die Tore des Paradieses geöffnet, die Tore des Feuers geschlossen und die Satane in Ketten gelegt.
Die Frage lautet: Wie kommt es denn, dass dennoch in jenem Monat Sünden getan und Verbrechen begangen werden, wenn die Satane, welche die Menschen dazu anstacheln, in Ketten gelegt sind? Falls diese Frage in kritisierender Absicht gestellt ist, lässt sie mehrere Möglichkeiten außer Acht:
Der Hadith behält jedenfalls erfahrbar recht, da es eine empirische Tatsache ist, dass ausgerechnet im Monat Ramadan tatsächlich viele ansonsten nicht-praktizierende Muslime beginnen, die Säulen des Islam oder einen großen Teil davon zu praktizieren…
In einem auf den Prophetengefährten Salmân, den Perser, zurückgeführten Hadith heißt es, der Gesandte Gottes habe gesagt: Ein Beschluss (Gottes) wird von nichts außer dem Bittgebet rückgängig gemacht, und das Leben wird von nichts verlängert außer von Frömmigkeit.7
Nun mag man fragen: Wie kann es sein, dass Gott eine Entscheidung zurücknimmt, obwohl das, was Gott will, augenblicklich Realität wird? Die Antwort lautet, so Gott will:
Mohammed! Wenn Ich einen Beschluss fasse, wird er von nichts rückgängig gemacht.9
Im Saħîħ-Werk Muslims werden die Tage der Schöpfung im Hadith Nr. 278910 im scheinbaren Widerspruch zum Koran als sieben statt sechs Tage, und entgegen moderner Erkenntnisse bezüglich der immens langen Phasen der Entstehung des Universums als konkrete Wochentage wiedergegeben. Außerdem wird das Licht dort als nach den Bäumen erschaffen angegeben, was dem heutigen Wissen über das biologische Prinzip Photosynthese zuwiderläuft. Sind dies keine Fehler, angesichts der scheinbaren Abweichungen von unumstrittenen Erkenntnissen der modernen Wissenschaft? Die Antwortet lautet, so Gott will:
In einem auf Abû Hurayrah in den Şaħîħ-Werken Bukhâriyys und Muslims zurückgeführten Hadith heißt es, dass das Steißbein des Menschen nicht in der Erde (völlig) verrottet, sondern am Tage der Auferstehung der Wiederentstehungspunkt des menschlichen Körpers sein werde. Ist das nicht ein Widerspruch zum Koran, wo es hinsichtlich der Ewigkeit Gottes heißt: Alles geht zugrunde, ausser Seinem Angesicht15 ? Die Antwort lautet, so Gott will:
In einem Bukhâriyy-Hadith heißt es: Wenn Chosrau zugrunde geht, wird es keinen Chosrau nach ihm mehr geben. Und wenn Caesar (Herakleios) zugrunde geht, wird es keinen Caesar nach ihm mehr geben. Bei dem, in dessen Hand meine Seele ist, ihre Schätze werden wahrlich für den Weg Gottes ausgegeben werden. Doch hat es bekanntlich auch nach Herakleios viele Herrscher mit dem offiziellen Titel „Caesar“ oder „Kaiser“ gegeben. Liegt hier nicht eine falsche Prophezeiung vor? Die Antwortet lautet, so Gott will:
Laut Überlieferungen in den Saħîħ-Werken von Bukhâriyy und Muslim scheint der Prophet gemeint zu haben, die Sonne wandere jeden Abend nach Sonnenuntergang zum Thron Gottes, um dort niederzustirnen, bis ihr eines Tages befohlen werden, vom Westen aufzugehen.17 Wiederspricht dies nicht der Tatsache, dass die Erde sich um die Sonne dreht und rund um die Uhr für einen Teil der Menschheit sichtbar ist, dass die Sonne sich nicht von ihrem Platz entfernt? Die Antwort lautet, so Gott will:
Auch die Authentizität betreffende Betrachtungen zeigen, wie eventuelle, diese Überlieferung missbrauchende Hinterfragungen der Integrität der Aussagen des Gesandten Gottes ins Leere laufen:
Hier nun der Vergleich der verschiedenen Versionen des Hadiths als Nachweis, dass der Kern der Überlieferung sich zwar so zugetragen haben mag, jedoch ihr Wortlaut und somit einige Einzelheiten nicht verlässlich sind und dem Propheten nicht vorbehaltlos zugeschrieben werden können:
a) Abû Dharr sagte, der Prophet habe zu Abû Dharr gesagt, als die Sonne unterging: „Weißt du, wohin sie geht?“ Ich (Abû Dharr) sagte: „Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.“ Er sagte: „Sie geht, bis sie unter dem Thron niederstirnt und um Erlaubnis bittet (d.h. wieder wie gewöhnlich im Osten aufzugehen (?)), worauf ihr die Erlaubnis gegeben wird. Bald aber wird sie niederstirnen, ohne dass dies von ihr angenommen wird, und sie wird um Erlaubnis bitten, ohne dass ihr die Erlaubnis gegeben wird. Zu ihr wird gesagt werden: ‚Kehre von dort zurück, von wo du gekommen bist.’ Daraufhin geht sie von ihrem Untergangsort auf.“ Das ist [die Bedeutung] Seiner (d.h. Gottes) Aussage, erhaben ist Er: Und die Sonne eilt zu einem Bleibort für sie. Das ist die Bestimmung des Machtwürdevollen, des Wissenden20.(Saħîħ al-Bukhâriyy, Hadith Nr. 3027)
b) Abû Dharr sagte: „Ich war mit dem Propheten in der Moschee bei Sonnenuntergang, worauf er sagte: ‚Abû Dharr, weißt du wo die Sonne untergeht?’ Ich sagte: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Sie geht, bis sie unter dem Thron niederstirnt.’“ Das ist [die Bedeutung] Seiner (d.h. Gottes) Aussage, erhaben ist Er: Und die Sonne eilt zu einem Bleibort für sie. Das ist die Bestimmung des Machtwürdevollen, des Wissenden21. (Saħîħ al-Bukhâriyy, Hadith Nr. 4524)
c) Abû Dharr sagte: „Ich befragte den Propheten über Seine (d.h. Gottes) Aussage, erhaben ist Er: Und die Sonne eilt zu einem Bleibort für sie22. Er sagte: ‚Ihr Bleibort ist unter dem Thron.’ “ (Saħîħ al-Bukhâriyy, Hadith Nr. 4525)
d) Abû Dharr sagte: „Ich betrat die Moschee, während der Prophet saß. Als die Sonne unterging, sagte er: ‚Weißt du, wohin sie geht?’ Ich sagte: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Sie schickt sich an, um die Erlaubnis zu bitten,23 niederstirnen zu dürfen, worauf es ihr erlaubt wird. Und es ist, als ob zu ihr bereits gesagt worden wäre: ‚Kehre von dort zurück, von wo du gekommen bist.’ Daraufhin geht sie von ihrem Untergangsort auf.’ “ Dann las er: „Das ist ein Bleibort für sie.“ - in der Abdullâh-Lesart24. (Saħîħ al-Bukhâriyy, Hadith Nr. 6988; Saħîħ Muslim, kitâb al-°îmân, Hadith Nr. 159)
e) Es wurde über Abû Dharr berichtet, der Prophet habe eines Tages gesagt: „Wisst ihr, wohin diese Sonne geht?“ Sie sagten: „Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.“ Er sagte: „Sie eilt, bis sie an ihrem Bleibort unter dem Thron ankommt, worauf sie sich niederstirnend hinwirft und so bleibt, bis zu ihr gesagt wird: ‚Erhebe dich und kehre von dort zurück, von wo du gekommen bist.’ So kehrt sie zurück und geht am nächsten Morgen von ihrem (gewohnten) Aufgangsort auf. Sodann eilt sie, bis sie an ihrem Bleibort unter dem Thron ankommt, worauf sie sich niederstirnend hinwirft und so bleibt, bis zu ihr gesagt wird: ‚Erhebe dich und kehre von dort zurück, von wo du gekommen bist.’ So kehrt sie zurück und geht am nächsten Morgen von ihrem (gewohnten) Aufgangsort auf. Sodann eilt sie (weiter), ohne dass die Menschen etwas an ihr fremdartig finden, bis sie zu jenem ihren Bleibort unter dem Thron ankommt, woraufhin zu ihr gesagt wird: ‚Erhebe dich, und gehe am nächsten Morgen von deinem Untergangsort auf.’ Daraufhin geht sie von ihrem Untergangsort auf.“ Da sagte der Gesandte Gottes : „Wisst ihr, wann das sein wird? Das wird sein, wenn keiner Seele ihr Glauben mehr nützt, wenn sie nicht schon zuvor geglaubt hatte oder sich in ihrem Glauben Gutes eingehandelt hatte.25“ (Saħîħ Muslim, Hadith Nr. 159)
Alle fünf Überlieferungen gehen auf den Gewährsmann Ibrâhîm at-Taymiyy zurück, dem die Geschichte von seinem Vater und diesem wiederum von dem Prophetengefährten Abû Dharr überliefert wurde. Es existiert noch eine sechste Überlieferung26 in der Sammlung des Aħmad b. Ħanbal, die jedoch angesichts der Schwäche ihrer Überlieferkette ausscheidet, so dass wir es bei diesen fünf Überlieferungen belassen können. Die ersten vier (a bis d) teilte at-Taymiyy dem Gewährsmann Sulaymân al-A'mash (60 - 148 n.H.) mit, die Letzte dem Gewährsmann Yûnus b. 'Ubayd b. Dînâr (65 - 140 n.H.). Folgendes sind die Auffälligkeiten, welche die Unverlässlichkeit des Wortlauts belegen:
Die Auffälligkeiten wiegen umso schwerer, als dass alle fünf Überlieferungen offenbar ein und dasselbe Ereignis beschreiben, so dass nicht einfach gesagt werden kann, die Unterschiedlichkeit der Versionen gehe teilweise darauf zurück, dass der Prophet zu verschiedenen Gelegenheiten unterschiedlich über das Thema gesprochen habe. Dagegen sprechen nämlich die deutliche Gleichartigkeit der dort erwähnten Umstände und begleitenden Details, sowie die Tatsache, dass die Basisteilkette der Gewährsmänner bei allen Versionen ebenfalls identisch ist, was ein zu großer Zufall wäre.
Neben Version (c) dürfte Version (e) aufgrund der Punkte 7 bis 10 die schwächste Version von allen sein. Bei ihr handelt es sich offensichtlich eher um eine subjektiv interpolierende Erläuterung der Kernüberlieferung.
Die stärkste und somit wohl ursprünglichste Variante ist (d), auch erkennbar daran, dass sie zu diesem Thema die einzige Überlieferung ist, über deren Authentizität sich Bukhâriyy und Muslim in ihren Saħîħ-Werken einig sind. Ihr Wortlaut ist wesentlich behutsamer als in den anderen Varianten und frei von allzu weitreichenden Schlussfolgerungen. Währenddessen geben die anderen Varianten, besonders (c) und (e), wohl schlicht ein subjektives Verständnis der eigentlichen Prophetenworte wieder. Interessanterweise harmoniert ausgerechnet diese Version (d) im Vergleich am besten mit dem heutigen Stand der Wissenschaft:
Auch der Version (b) ließe sich keine einzige Abweichung von modernen Erkenntnissen nachweisen, wenn die Frage des Propheten in derselben Formulierung wiedergegeben worden wäre wie in allen anderen Versionen („geht“ statt „untergeht“). Dann nämlich ließe sich das „Gehen“ auf das von der Astrophysik bestätigte Wandern des Sonnensystems durch das Universum beziehen.
Fazit: Die Überlieferungen zu diesem Thema sind ein großartiges Beispiel für die wissenschaftliche Korrektheit und Vertrauenswürdigkeit eines Hadithwissenschaftlers wie Imâm Muhammad b. Ismâ'îl a-Bukhâriyy, dem die Abweichungen der Details der Varianten untereinander keineswegs entgangen sein werden, und der sich dennoch nicht scheute, sie alle in seine berühmte Saħîħ-Sammlung aufzunehmen. Dies lässt sich zugleich als Hinweis von ihm auffassen, sich nicht am Wortlaut einer einzelnen Variante festzubeißen, sondern den Nutzen aus dem groben Inhalt zu ziehen: Die Sonne ist ein unterwürfiges Geschöpf Gottes, das sich Seinen Gesetzen nicht entziehen kann; Sonnenaufgang und Sonnenuntergang liegen allein in Seiner Hand; es dauert nicht mehr lange, bis das endzeitliche Phänomen des Sonnenaufgangs im Westen (statt im Osten) sichtbar wird. – Nichts von alledem widerspricht gesicherten Erkenntnissen der modernen Wissenschaft.
In einem sowohl im Saħîħ-Werk des Bukhâriyy als auch im Saħîħ-Werk des Muslim auf den Propheten zurückgeführten Ausspruch ist davon die Rede, dass der Prophet Joschua ben Nun, der Nachfolger des Propheten Moses, Gott kurz vor einer Schlacht darum bat, die Sonne für ihn anzuhalten, worauf ihm diese Bitte erfüllt wurde und die Sonne in ihrem Lauf angehalten wurde. Ist dies nicht ein eindeutiger Fehler, da es erstens heißen müsste, dass die Erddrehung statt der Sonnenlauf angehalten wurde, zweitens kein Volk der Erde einen verlängerten Tag überliefert hat, und drittens viele Dinge physikalisch aus dem Gleichgewicht geraten und große Katastrophen die Folge gewesen wären? Die Antwort lautet, so Gott will:
In einer als authentisch eingestuften Überlieferung heißt es, der Gesandte Gottes habe über das Fieber gesagt: Kühlt es mit Wasser ab, denn es (d.h. das Fieber) gehört zur Aufwallung Gehennas.
34 Und im Zusammenhang mit Hitze und Kälte im Sommer und Winter habe er gesagt: Das Feuer beklagte sich bei seinem Herrn und sagte: ‚Mein Herr! Meine Teile verzehren sich gegenseitig (so verschaffe mir Erleichterung)!’ Da erlaubte Er ihr zwei Ausatmungen, eine im Sommer und eine im Winter. Das nun ist das stärkste, was ihr im Sommer an Hitze, und das stärkste, was ihr im Winter an Eiseskälte spürt.
35 - Heute wissen wir allerdings, dass der Hintergrund der Sommer- und der Wintertemperaturen darin besteht, dass die Rotationsachse des Erdplaneten geneigt ist und dementsprechend der Winkel, in welchem die Sonnenstrahlen auf vom Äquator entfernte Länder auftreffen, je nach der Position des Erdplaneten in seiner Umlaufbahn um die Sonne und somit auch die Dichte des Sonnenlichtes auf der Erdoberfläche der jeweiligen Länder regelmäßig variiert. Was hat das Feuer Gehennas damit zu tun?
Antwort: Der Zweck dieser Aussprüche und die Intention hinter ihnen ist nicht, eine Erklärung der materiellen Zustände im Sommer und Winter zu geben. Genau betrachtet weist nichts an der Formulierung zwingend darauf hin, denn die Ausatmungen Gehennas werden nicht explizit als Ursache für den Temperaturzustand der bewohnbaren Welt angegeben, sondern in den Zusammenhang mit etwas gebracht, was auf der Ebene des menschlichen Empfindens zustande kommt (... spürt
). Es geht also nicht um Hitze und Kälte als physikalische, sondern als immaterielle Qualia-Phänomene, zu denen ein transzendenter Hintergrund ohnehin viel besser passt. Der in den Aussprüchen erwähnte transzendente Hintergrund erweist sich als hochplausibel, wenn man bedenkt, dass zu den Lehren der Offenbarung gehört, dass so gut wie jedes üble Werk entgolten wird, selbst wenn es von einem Glaubenden begangen wird (Sura 4:123). Dadurch aber, dass für den Glaubenden sein negatives Entgelt in milderer Form vorgezogen wird, entgeht er der Peinigung im Feuer der Letztlichkeit (soweit er sich der Großaufsässigkeiten enthält oder wenigstens die Bekehrung von solchen vollzieht). Als authentisch eingestuften anderen prophetischen Überlieferungen lässt sich entnehmen, dass die vorgezogene Reinigung von Sünden den Menschen in Form von irdischer Mühsal erreicht, u.a. eben Fieber: Beschimpfe nicht das Fieber, denn es vertreibt die Verfehlungen der Kinder Adams wie der Blasebalg das Schlechte des Eisens vertreibt.
36 Für den rechtschaffenen Glaubenden reicht dies kraft des Erbarmens Gottes aus, um nicht in das Feuer zu geraten, so dass das Feuer weniger „zu tun“ hat, bzw. weniger Energie aufbringen muss, bzw. kurz „ausatmen“ kann.
Es bliebe dann noch die Frage, warum die Aussprüche den Hintergrund des Entgelts nicht explizit erwähnen. Diese ließe sich nicht nur damit beantworten, dass den ersten Hörern dieser ohnehin ständig präsent und ihre Assoziationsfähigkeit diesbezüglich größer war als vielen Menschen heutzutage. Darüber hinaus braucht man sich angesichts der bekannten Mentalität vieler tiefgläubiger Gefährten des Gesandten Gottes nur vorzustellen, was geschehen wäre, wenn er sich auf die Empfehlung beschränkt hätte, Fieber mit Wasser abzukühlen, ohne die Erwähnung Gehennas: Viele hätten sich mit hoher, wenn nicht höchster Sicherheit der Befolgung des Rates enthalten, um durch ihre Duldsamkeit das Wohlgefallen Gottes zu erlangen. Dieses Verhaltensmuster ist durch andere Überlieferungen belegt, z.B. beim Durchfasten der Nächte, obwohl der Gesandte Gottes es ihnen untersagt hatte. Krankheit und Mühsal wurde von so Manchem grundsätzlich als etwas Positives angesehen, zumal zum einen alles, was von Gott kommt, liebenswert ist, und zum anderen, weil es eine Reinigung von den Sünden darstellt. Damit hätten sich viele in Lebensgefahr gebracht - auch die moderne Medizin warnt dringend davor, das weitere Ansteigen von bereits hohen Fiebertemperaturen untätig zuzulassen. Die Verknüpfung aber mit den durch den Ehrwürdigen Koran eindeutig negativ geprägten Begriffen von Gehenna und dem Feuer der Letztlichkeit bewirkt in jedem Glaubenden eine Abneigung gegen das, womit diese verknüpft werden, so dass er entsprechende Maßnahmen ergreift, was dann auch tatsächlich geschah, wie berichtet wird.
Nicht mehr nötig, aber dennoch zur Beantwortung erwähnenswert sind die folgenden Punkte:
Mit den Glaubenden hinsichtlich ihres Erbarmens untereinander und ihrer gegenseitigen Zuneigung ist es wie mit einem Körper, der, wenn ein Organ von ihm erkrankt, der Rest des Körpers mit nächtlichem Wachen und Fieber heraneilt.37 In der Tat entspricht es dem aktuellen Forschungsstand, dass Fieber häufig kein bloßes Nebenprodukt einer Krankheit ist, sondern zur Strategie des Körpers in ihrer Bekämpfung gehört.
Selbst wenn es nicht in erster Linie um die Empfindungsebene ginge:
Nur auf die Spitzen der Hitze und Kälte bezöge sich der zweite
Ausspruch, nicht auf alle höheren bzw. niedrigeren Temperaturen, und
schon gar nicht auf Sommer und Winter allgemein.
Die in der islamischen Hadithwissenschaft als authentisches Prophetenwort anerkannte Aussage hinter der Übersetzung Es gibt keine Ansteckung.
38 wirkt im ersten Moment wie eine verstörende Bestätigung der von manch einem hochmütig wie hingabevoll gepflegten Phantasie von der wahnhaften Tollkühnheit einer lebensfeindlichen, „aus der Wüste“ kommenden archaischen Lehre.
Doch zunächst einmal ist sie eine der vielen Bestätigungen für die Objektivität und Leistungsfähigkeit der frühen Hadithwissenschaft, die ja trotz der bei fast allen Überlieferern und Gelehrten anfangs bestehenden Irritiertheit ihm gegenüber auf der Authentifizierung des Zitats bestand und das Scheinproblem allenfalls auf inhaltlich-hermeneutischer Ebene zu lösen suchte (bzw. dies denen überließ, die sich hierfür zuständig fühlten).
Sodann ist die Verwirrtheit ihm gegenüber vielleicht ein größeres Rätsel als der Ausspruch selbst. Denn dreierlei Dinge zeigen deutlich, dass der Gesandte Gottes keineswegs beabsichtigte, die Existenz ansteckender Krankheiten in Abrede zu stellen:
Das Auge gibt es wirklich.(العين حق)39, bzw. mit seiner Negation, gegen die es wohl gerichtet war: „Es gibt kein Auge.“ Da die Existenz von Augen eine zu triviale Tatsache ist, um sie im gewöhnlichen Kontext zu bestätigen oder zu leugnen, ist klar, dass es hier nicht um das Auge an sich geht, sondern um eine spezielle, in der damaligen Gesellschaft verbreitete Auffassung hinsichtlich des Auges, nämlich, dass sein Blick (wenn auch nicht an sich) schaden kann.40
Es gibt keine ‚Ansteckung’, es gibt kein ‚Omen’41, es gibt keine ‚Nachteule’, und es gibt keinen ‚Safar’.Nun ist der Monat „Safar“ einfach nur einer der zwölf Monate des arabischen Kalenders, wie z.B. „Februar“ im europäischen Sonnenkalender. Da einen solchen Monat, genausowenig wie die Existenz von Nachteulen, zu leugnen, nicht ernsthaft möglich ist - dies sogar relativ unabhängig vom Geisteszustand -, ist klar, dass hier sich damals um den Monat und die Eule rankende abergläubische Auffassungen gemeint sind, so wie man im hiesigen Kulturkreis heute abkürzend sagen kann: „Es gibt keinen Freitag den 13.“, oder „Es gibt keine Schwarze Katze“. In der Tat hielten vorislamische Araber jenen Monat für einen Unglücksmonat und die nächtliche Begegnung mit der Nachteule für ein böses Zeichen. Eine einfache induktive Extrapolation führt somit zu dem Ergebnis, dass der Ausspruch nicht die Ansteckung an sich leugnet, sondern einen sich um sie damals rankenden Aberglauben. Was dieser Aberglaube genau besagte, scheint (evtl. aufgrund seiner geographisch begrenzten Verbreitung) ziemlich früh in Vergessenheit geraten zu sein,42 ist aber ohnehin eher zweitrangig.
Nach einem berühmten, als authentisch anerkannten Ausspruch wisse fünf Dinge niemand außer Gott : Wann die endzeitliche Stunde eintreffe, wann der nächste Regen komme, was sich in den Gebärmüttern befinde, was eine Person am nächsten Tag zu Werke bringen oder erwerben werde, und in welchem Land sie sterben werde. Heutzutage könnte mancher meinen, dies gelte angesichts der wetterprognostischen Errungenschaften der Meteorologie und der gynäkologischen Anwendung u.a. von Ultraschall zur Geschlechtsbestimmung zumindest hinsichtlich des Regens und des Inhalts der Gebärmütter nicht mehr. Dieser Eindruck täuscht, denn, was das Wetter betrifft:
Und was den Inhalt der Gebärmütter betrifft:
Laut verschiedenen, als authentisch klassifizierten Überlieferungen wird ein Engel 40, 42 bzw. 45 Tage nach der Befruchtung zum Embryo gesendet, der fragt: „Herr, männlich oder weiblich? Seine Lebenszeit? Seine Versorgung?“ Dann werde dies festgeschrieben. Erstes Scheinproblem: Nach heutigen Erkenntnissen wird aber schon vorher, nämlich bei der Befruchtung das Geschlecht festgelegt. Zweites Scheinproblem: Gott ist der Schöpfer, und die Embryogenese läuft nach physikalischen, chemischen und genetischen Gesetzen ab, doch in dem Hadith scheint der Engel den Embryo zu formen. - Antwort:
Im Ṣaħîħ-Werk Bukhâriys heißt es, zitiert nach Ibn Mas'ûd: Die Schöpfung eines von euch wird im Bauch seiner Mutter vierzig Tage lang zusammengetragen. Sodann (thumma) ist er so lang ein Anhängsel ('alaqah), sodann (thumma) so lang ein Kaustück (muDghah), sodann (thumma) sendet Gott einen Engel...
Flüchtiges Lesen kann den Eindruck aufkommen lassen, dass diesem Ausspruch zufolge die Embryonalphase mindestens ca. 120 Tage dauert, da er sich der Terminologie des Koran bedient, welcher die so bezeichneten Phasen eindeutig vor die Fetalphase setzt (Sure 23:14). Diese aber setzt nach heutigem Wissensstand bereits ungefähr ab dem 56. Tag ein. Hierzu lässt sich sagen:
Sodann ist er währenddessen (fî dhâlika)45 so lang ein Anhängsel, so dann währenddessen so lang ein Kaustück..., d.h. noch während der einen Phase (und nicht erst nach Abschluss derselben) tritt die nächste Phase ein. Mit „Zusammentragung“ wird möglicherweise der Prozess der Erstbildung der wichtigsten Organe angedeutet (nach heutigem Stand bis ungefähr zum 46. Tag). - Die Zahl Vierzig ist im übrigen als eine bloß ungefähre Angabe zu verstehen, da der Ausspruch in erster Linie spirituellen und nicht naturwissenschaftlichen oder pränatalmedizinischen Zwecken dient - dennoch sind die Zahlen logisch bedingt46 auch in strengerem Sinne keineswegs falsch, solange sie nur etwas kleiner und nicht größer als die vollen, tatsächlichen Tagesmengen sind.
Gefragt nach den Faktoren für die Geschlechterdeterminierung, soll der Gesandte Gottes laut einer auf Thawbân zurückgeführten Überlieferung im Ṣaħîħ-Werk Muslims geantwortet haben, dass wenn die Substanz des Mannes überwiege, das Kind männlich werde, und wenn die der Frau überwiege, es weiblich werde. Die geläufige Ansicht heutzutage ist jedoch, dass es allein Fortpflanzungssubstanzen des Mannes sind, die das Geschlecht bestimmen. Antwort:
Gott erschuf Adam in seiner Gestalt.51 Ist diesem Bukhâriyy-Hadith nicht zu entnehmen, dass Gott eine Gestalt hat, die der des Menschen ähnelt, obwohl es im Koran heißt Nichts ist wie etwas wie Er52, und obwohl eine Gestalt auf Geformtheit schließen lässt, was ja bei etwas Unerschaffenem nicht denkbar ist? - Die Antwort lautet, so Gott will:
Ist im folgenden Hadith nicht zu erkennen, dass mit der „Gestalt“ im vorigen Hadith eben nicht die Gestalt Adams gemeint ist: Wenn einer von euch gegen seinen Bruder kämpft, so soll er das Gesicht meiden. Denn Gott hat Adam in seiner Gestalt erschaffen. 62, so dass es dennoch einen Widerspruch zu dem Koranvers ergibt: Nichts ist wie etwas wie Er? Die Antwort lautet, so Gott will:
Es wird berichtet, der Gesandte Gottes habe gesagt: Es wird solange in Jahannam hineingeworfen werden, während sie dabei sagt: ‚Gibt es noch mehr?’, bis der Herr der Machtwürde Seinen Fuß in sie setzt, worauf sie sich zusammenziehen und sagen wird: ‚Genug! Genug! Bei Deiner Machtwürde und Deinem Edelmut!’ 65 - Werden dem Wesen Gottes hier nicht Gliedmaßen zugeschrieben, obwohl Er unerschaffen und somit unzusammengesetzt ist? Die Antwort lautet, so Gott will:
In den bisherigen Beispielen mag die Genitivverbindung die Benutzung von Ausdrücken wie „Hand Gottes“ etc. harmlos machen, da bloße Genitivverbindungen an sich keine eindeutigen Aussagen darstellen und somit tatsächlich nicht nachweisbar ist, dass Gliedmaßen gemeint sind. In einem Hadith im Saħîħ-Werk Bukhâriyys jedoch spricht Gott am Jüngsten Tag mit den Glaubenden, die ihn zunächst nicht erkennen, dann heißt es: Gibt es zwischen Ihm und Euch ein Zeichen, anhand dessen ihr Ihn erkennt? Sie werden sagen: ‚Ja, den Unterschenkel.’ Dann wird Er Seinen Unterschenkel entblößen, worauf sie niederstirnend zu Boden fallen.71 - Steht hier der Ausdruck „Sein Unterschenkel“ nicht trotz der Genitivverbindung klar für einen Hinweis auf Gliedmaßen, zumal diesmal der Kontext diesen Eindruck verstärkt?
Vor der Entkräftung der eben genannten Bedenken sei hier auf ein wichtiges Übersetzungsproblem hingewiesen. Bei dem angeblichen „Unterschenkel“ handelt es sich um das arabische Wort sâq. Dies mag beim Menschen der Unterschenkel oder das Schienbein sein, doch im Arabischen hat auch eine Blume einen sâq, den man bei ihr mit „Stengel“ übersetzen muss, und auch ein Baum hat einen sâq, den man bei ihm mit „Stamm“ übersetzen muss, und auch eine abstrakte Angelegenheit kann einen sâq haben, den man bei ihr mit „Kern“ übersetzen muss. Und da der Unterschied zwischen Gott und dem Menschen noch größer ist als der zwischen Mensch und Pflanze, lautet die Frage, was die Bevorzugung der Übersetzung „Unterschenkel“ rechtfertigt. Und hinsichtlich der Tatsache, dass das Wort „Schenkel“ im Deutschen Muskulatur und Fettgewebe assoziiert, erweist sich die Übersetzung „Unterschenkel“ im vorliegenden Zusammenhang erst recht als völlig inakzeptabel. Nur in Ermangelung eines angemesseneren Ausdrucks wird im Folgenden „Unterbein“ verwendet.
Die Antwort auf die genannten Bedenken lautet:
Man mag fragen: Als unerschaffene, unbegrenzte, unvergleichliche und unendlich erhabene Wesenheit müsste Gott doch über Raum und Zeit erhaben sein. Hat der Prophet des Islam jedoch nicht in verschiedenen Aussprüchen den Anschein erweckt, sein Herr befinde sich „im Himmel“?
So ist im Saħîħ-Werk Muslims ein Hadith aufgeführt, demzufolge der Prophet gesagt habe: Kein Mann ruft seine Frau zu seinem Bett, worauf sich diese weigert, ohne dass derjenige, der im Himmel ist, ihr grollt, bis er (d.h. ihr Mann wieder) Wohlgefallen an ihr hegt.74 (Hadith A)
Tirmidhiyy überliefert und authentifiziert in seinem Sunan-Werk einen Hadith von 'Abdullâh b. 'Amr, demzufolge der Prophet gesagt habe: Der Erbarmungsvollen erbarmt sich der Erbarmer. Erbarmt euch dessen, wer auf Erden ist, und es wird sich eurer erbarmen, wer im Himmel ist.75 (Hadith B)
Auch ist im Saħîħ-Werk Muslims der Bericht eines Mu'âwiyah b. al-Ħakam, demzufolge dieser seine Sklavin geohrfeigt und der Prophet sich darüber empört habe, worauf dieser sie persönlich gefragt habe: „Wo ist Gott?“ Sie habe geantwortet: „Im Himmel.“ Und wer bin ich?“, habe er sie gefragt, worauf ihre Antwort gewesen sei: „Du bist der Gesandte Gottes.“ Darauf habe er zu dem Mann gesagt: Lass sie frei, denn sie ist eine Glaubende. 76 (Hadith C)
Die Antwort darauf lautet:
Als Ausführung zum letzten Punkt lässt sich sagen: Er bezeichnet die Aussage nicht einmal explizit als richtig oder bejaht sie, sondern erklärt die Sklavin erst zur Glaubenden, nachdem sie seine Gesandtschaft bestätigt. Dass er hiermit, wie man aufgrund der Lehrautorität des Propheten einwenden mag, die „Himmel“-Aussage unkorrigiert gelassen hätte, fällt nicht weiter ins Gewicht - erstens, weil dies in der damaligen Sprache die beste Möglichkeit war, Erhabenheit über Raum und Zeit auszudrücken, und zweitens wäre dies als indirekte Lehre für die Muslime gedacht, dass naive bzw. einfache Menschen aufgrund ihres begrenzten Abstraktionsvermögens in dieser Ausdrucksweise nicht korrigiert zu werden brauchen, im Einklang mit dem Wort Gottes: Keiner Seele bürdet Gott mehr auf, als was in ihrem Vermögen steht80.
Man mag einwenden, was dann überhaupt der Sinn der Frage „Wo ist Gott?“ sein solle. Darauf lässt sich antworten:
Nun könnte man fragen: Wenn in der damaligen Sprache das „im Himmel sein“ Gottes Seiner Erhabenheit über Raum und Zeit nicht widerspricht, wie kommt es, dass in einem Ħadith mit authentischer Überliefererkette über das Schicksal der guten Seele kurz nach ihrem Tod bei ihrer Ankunft an den Toren des niedersten Himmels steht: Sie [d.h. die Engel] sagen dann: ‚Willkommen sei die gute Seele, die sich in einem guten Körper befand. Tritt löblich ein und freu dich über Erbarmen und Ruhe und einen Herrn, der nicht zornig ist.’ Sie sagen dies so lange, bis sie mit ihr an demjenigen Himmel ankommen, in dem sich Gott befindet, machtwürdevoll und majestätisch ist Er. - Wäre es nicht unmöglich, sich jenem Himmel räumlich zu nähern, wenn Sein „im Himmel sein“ im Einklang mit Seiner Erhabenheit über Raum und Zeit wäre? Hier jedoch scheint sich ihm die Seele räumlich zu nähern.
Unsere Antwort darauf lautet:
Abû Hurayrah berichtete, der Gesandte Gottes habe gesagt: Unser Herr, segensreich und voller Höhe ist Er, kommt jede Nacht zum untersten Himmel herab, wenn das letzte Drittel der Nacht bleibt, [und] sagt: Wer ruft Mich [zu Hilfe], so dass Ich ihn erhöre? Wer bittet mich, so dass ich ihm gebe? Wer bittet mich um Verzeihung, so dass Ich ihm verzeihe?82 – Widerspricht der Hadith nicht der koranischen Lehre, dass Gott „der Höchste“ sei? Schreibt er nicht außerdem implizit der göttlichen Wesenheit Räumlichkeit, Materialität und Begrenztheit zu, zumal etwas, das sich durch einen Raum bewegt, Grenzen haben muss? Falls sich auf diese Weise bestätigt, dass der Inhalt des Hadiths fehlerhaft ist, wäre dann nicht die Glaubwürdigkeit des Propheten dadurch eindeutig widerlegt, dass der Hadith bekanntlich eine mutawâtir-Überlieferung ist? Die Antwort darauf liefern, so Gott will, die folgenden Punkte, welche anschließend tiefergehend dargelegt werden:
Hier nun einige Details zu den eben aufgezählten Punkten:
Selbst der die Eigenschaften Gottes betreffend literalistischste unter den prominenten Gelehrten der klassischen islamischen Geschichte, Ibn Taymiyyah, sagte klar und deutlich, die im Hadith erwähnte Herabkunft bedeute nicht, dass Gott durch sie unter seinen Thron gerate oder niedriger werde als einer der Himmel oder ein sonstiges Geschöpf, sondern Gott bleibe weiterhin über Seinem Thron. Auch die bloße Vorstellung einer räumlichen Bewegung von oben nach unten scheint er zu verneinen.83 Bei anderen berühmten Gelehrten ist ohne Umschweife vom Vorliegen einer Metapher die Rede.
Gerade die überaus starke koranische Betonung der „Höhe Gottes“ und der noch im selben Hadith (!) vorkommende Ausdruck „voller Höhe ist Er“ lassen keinen Zweifel daran, dass wenn der Prophet von einer Herabkunft Gottes spricht, er sich bewusst dabei darauf verlässt, dass seine im Bewusstsein der Höhe Gottes und ihrer Wichtigkeit erzogenen Zuhörer diese automatisch nicht im Sinne eines Verlustes von Höhe auffassen. (Im arabischen Original des Hadiths ist dieser Eindruck durch die Wörterabfolge noch stärker.) Man vergleiche außerdem den Koranvers: Sie vergassen Gott, da vergass Er sie. Dass Gott kein Wissen verliert, war und ist hier nämlich jedem klar.
Auch allgemein betrachtet sind im Koran und in den Hadithen die Stellen, die Gott rhetorisch einen Ort oder Ortswechsel zuschreiben und sich wörtlich oder naiv gedeutet einander ausschließen, so zahlreich, dass auch der Letzte daraus schließen können sollte, dass dies kein Versehen sein kann und für Koran und Sunnah eine physische „Verortung“ Gottes ohnehin nicht in Frage kommt. So werden bewusst Wendungen z.B. der Höhe, der Entfernung, der Nähe, des Umgebens und des Überallseins und mehr eingesetzt, und zwar in einer Dichte und Abwechselung, durch die ein versehentlicher Widerspruch ausgeschlossen werden kann, und die nur unter der Annahme nachvollziehbar ist, dass die Frage nach dem physischen Ort in Bezug auf Gott für den Sprecher irrelevant, wenn nicht gar völlig sinnlos ist.
Außerdem: Der zum Literalismus neigende Hadithwissenschaftler Albâniyy lehnte im Falle eines anderen Hadiths84, der ebenfalls von „Herabkunft“ spricht, das in manchen späten Handschriften direkt hinter das „er kommt herab“ partikellos angeschlossene Imperfektverb yatajallâ („sich offenbarend“) ab, mit der Begründung, dies wäre dann ja eine unwörtliche Erläuterung des Herabkommens nach der Art der Gelehrten der philosophischen Theologie („Er kommt herab, indem Er sich offenbart“). Tatsächlich ist die Authentizität dieses Zusatzes nicht nachweisbar. Doch es gibt eine andere Stelle, in der ein Imperfektverb partikellos angeschlossen worden ist, nämlich im arabischen Original genau der Variante, die in der Eingangsfrage verwendet wurde. Die entsprechende Stelle kann nämlich so übersetzt werden: … kommt jede Nacht zum untersten Himmel herab, wenn das letzte Drittel der Nacht bleibt, indem Er sagt: Wer ruft Mich…85 Hierauf aufbauend wäre die (in den unteren Himmel platzierte) Rede das, was mit dem Herabkommen gemeint ist, d.h. dass Gott den Menschen mit seiner Rede und dem enthaltenen Angebot entgegenkommt.
Aus der Sicht einer großen Anzahl klassischer Gelehrter hat der Prophet selbst in authentischen Hadithen gesagt, was mit „Herabkunft“ gemeint ist, und zwar z.B. die Herabsendung eines Ruferengels. - Würde dies sprachlich Sinn machen?
Da viele typische Phänomene der Moderne für die damalige Sprache ähnlich schwer zugänglich waren wie transzendente Zustände und Vorgänge für die heutige Sprache, lässt sich heutzutage die Umschreibung der Herabsendung des Engels anhand des Begriffes der „Herabkunft“ womöglich besser nachvollziehen als je zuvor. Schon unter Kleinkindern ist beobachtbar, wie eines von ihnen den Zeigefinger auf eine Stelle des Computerbildschirms legt und zum anderen Kind sagt: „Du warst vorhin hier gewesen!“ Natürlich meinte es nicht, der Spielkamerad selbst habe sich auf dem Bildschirm befunden, sondern nur der von ihm gesteuerte Mauszeiger. - Auch finden wir heutzutage z.B. nichts Merkwürdiges an dem folgenden Teil eines Dialoges: „Wer ist denn am Telefon? Meine Mutter? Dann gib sie mir mal.“ Dass einem die Mutter „mal gegeben“ werden kann, war für den damaligen Menschen unvorstellbar. Wenn irgendwann Telefone entwickelt werden sollten, welche nicht weitergereicht zu werden brauchen, sondern der Anrufer das Gerät selbst zur nächsten Person durch den Raum fernsteuern kann, würden wir - anders als heute - auch nichts Merkwürdiges an der Aussage finden, dass die physisch abwesende Mutter der jeweiligen Person nicht „gegeben“ wird, sondern zu ihr „hinkommt“. Die Überwindung eines oder mehrerer Stockwerke durch das Telefon würde von uns selbstverständlich als Herab- oder Heraufkommen der Mutter bezeichnet werden. - Nun sind die Parallelen zwischen Engeln (den Sprachrohren Gottes!) und Rufgeräten offensichtlich, so dass in der Tat heute besser als je zuvor verstanden werden kann, warum die Hinabsendung eines Gott zitierenden Ruferengels durch Gott als Herabkunft Gottes bezeichnet werden kann, ohne dem Wesen Gottes physische Eigenschaften zuzuschreiben.
Bei einer als authentisch eingestuften Variante des Hadiths entsteht tatsächlich der Eindruck, dass mit der Herabkunft Gottes die Herabsendung eines Ruferengels gemeint ist. Laut der diesbezüglich deutlichsten Version berichten Abû Hurayrah und Abû Sa'îd al-Khudriyy, der Gesandte Gottes habe gesagt:
Gott, voller Höhe ist Er, lässt Zeit, bis die erste Hälfte der Nacht vorüber ist. Sodann befiehlt Er einem Rufer zu rufen: ‚Gibt es einen [zu Hilfe] Rufenden, so dass er erhört wird? Gibt es einen um Verzeihung Bittenden, dem verziehen wird? Gibt es einen Bittenden, dem gegeben wird?’86
Es ist deutlich zu sehen, wie der an den Engel gerichtete Befehl textuell an die Stelle der Herabkunft tritt. Es ist somit zumindest nachvollziehbar, warum viele klassische Gelehrte wegen dieser Hadithvariante davon ausgehen, dass der Prophet seine eigene Aussage bereits erläutert hat. Eine Parallele hätte in diesem Fall die Sprechweise dieser Aussage im Koran an einer Stelle, an der von Gott als „Schreibende[r]“ die Rede ist, während für denjenigen mit dem entsprechenden Hintergrundwissen kein Zweifel daran besteht, dass die Engel schreiben: Wer etwas von den Rechtschaffenheiten zu Werke bringt und dabei glaubend ist, seiner Bemühung wird keine Entkenntnis geschehen, und Wir sind ihm zugunsten Schreibende87 In der Jalâlayn-Erläuterung dazu heißt es klar: „…dadurch, dass [Gott] den Bewahrer[engel]n befiehlt, es zu schreiben und es ihm vergütet.“ Eine solche Redeweise steht in Konformität mit der Tatsache, dass Gott der alleinige Verursacher aller Vorgänge in der Schöpfung ist. Die Anwendbarkeit der Redeweise auf intransitive und für Zustandswechsel gedachte Verben wie „herabkommen“ mag zwar geringer scheinen als auf eine eher transitive Handlung wie „schreiben“, jedoch wird dies wieder dadurch aufgewogen, dass mit der Anwesenheit eines Engels die Autorität Gottes repräsentativ und spürbar anwesend sein wird. Wird nicht genau dies von Sure 17:1 ausgenutzt? Das in der Sure vorkommende Wort asrâ bedeutet laut den klassischen Koranerläuterungen „nächtens reisen“, so dass eine hierauf aufbauende wörtliche Übersetzung lauten würde: Herrliche Erhabenheit dessen, der mit88 Seinem Knecht nächtens von der Sakrosankten Moschee zur fernen Moschee reiste89. Es ist aber eine von allen muslimischen Gelehrten bestätigte Tatsache, dass der Engel Gabriel es war, der gemeinsam mit Mohammed in den Zustandswechsel der Reise trat.
Ibn Ħazm al-Andalusiyy (994 - 1064 n. Chr.) war der Meinung, dass die „Herabkunft“ die Umschreibung einer Veränderung darstellt, die Gott sozusagen eigenhändig im untersten Himmel durchführt. Tatsächlich tritt scheinbar die Erwähnung einer solchen Veränderung in dem folgenden, auf den Prophetengefährten 'Uthmân b. Abî al-'Âs zurückgeführten Hadith an die Stelle der Erwähnung der Herabkunft, und von „Herabkunft“ ist keine Rede mehr:
Die Tore des Himmels werden in der Hälfte der Nacht geöffnet, worauf ein Rufer ruft: ‚Gibt es einen [zu Hilfe] Rufenden, so dass er erhört wird? Gibt es einen Bittenden, so dass ihm gegeben wird? Gibt es einen Bedrückten, so dass er erlöst wird?’90
Eine Parallele hätte diese Sprechweise im Koran, wo von Gottes „Kommen zur Erde“ die Rede ist, jedoch an derselben Stelle sichtbar ist, dass damit Seine an ihr vollzogene Veränderung gemeint ist91.
Das sprachliche Bild der Herabkunft zum niedersten Himmel beinhaltet das Bild der Vergrößerung von Nähe. Die „Nähe Gottes“ wiederum steht im Koran u.a. für das Ausmaß, mit dem Er Bittgebete erfüllt, z.B. in Sure 2:186: So bin Ich nahe, indem92 ich die Anrufung des Anrufenden erhöre Die Parallele zwischen dem Hadith und Sure 2:186 ist gut sichtbar. In beiden folgt auf die Erwähnung der Nähe (abgesehen von ihrem Zeitpunkt) direkt die Erwähnung des Erhörens der Anrufung. Interessant ist übrigens, dass „der niederste Himmel“ nur eine von zwei möglichen Übersetzungen ist, von denen die zweite lautet: „der nächstliegende Himmel“ (as-samâ° ad-dunyâ). Unter den eben genannten Aspekten betrachtet wäre die Herabkunft ein anderes Wort für die temporäre Vergrößerung des Ausmaßes, mit dem Bittgebete erfüllt werden. Da das Element der Nähe zu dieser Schlussfolgerung geführt hat, ist hier der richtige Ort, eine weitere Variante des Hadiths anzuführen, die genau dies bestätigt. Ihr zufolge hörte der Prophetengefährte 'Amr b. 'Abasah den Propheten sagen:
Am nächsten ist der Herr Seinem Knecht im Inneren der letzten Nachtzeit. Wenn du also zu denen gehören kannst, die Gottes zu jener Stunde gedenken, so gehöre zu ihnen.93
Ein Teil der Metaphorik, welche der Gesandte Gottes in seinen Aussprüchen verwendet hat, ist nicht für die Kodierung von Tatsachen gedacht, sondern von Normen94, bzw. soll diese unterstützen.
Sein in den Saħîħ-Werken Bukhâriyys und Muslims überlieferter Ausspruch im Zusammenhang mit der Frau, deren Ehemann auf Reisen ist, Der Schwager95 ist der Tod! meint natürlich nicht, dass der Schwager der Tod sei oder diesen auch nur bringe, sondern, dass sich die Frau mental so einstellen soll, als sei jener der Tod, d.h. sie soll ihn - wie sie es ja auch mit dem Tod versuchen würde - nicht zu sich hereinlassen, wenn sonst niemand dabei ist. Somit handelt es sich um eine Mitteilung von Normen, und nicht um eine Mitteilung von Tatsachen.
Ähnliches findet sich im Ehrwürdigen Koran, wenn dieser die Gattinen des Gesandten Gottes zu den Müttern der Glaubenden erklärt. Selbstverständlich meint er nicht, dass sie ihre leiblichen Mütter sind, sondern wir verstehen darunter, dass sie wie leibliche Mütter respektiert werden müssen und nach dem Tode des Propheten nicht geheiratet werden dürfen und somit ebenfalls eine Mitteilung von Normen, nicht von Tatsachen.
Auch sagte der Prophet laut Anas b. Mâlik: Wenn einer von euch in seinem Gebet steht, ist sein Herr zwischen ihm und der Gebetsrichtung, also soll niemand von euch in die Gebetsrichtung spucken, sondern links von sich oder unter seinen Füßen. Und laut Ibn Umar sagte er: Wenn einer von euch im Gebet ist, befindet sich Gott gegenüber seinem Angesicht. Also soll im Gebet niemand von euch vor sich hinspucken.96 - Man beachte, dass der Ausspruch jenes spezielle Wo-Sein Gottes deutlich vom Gebet abhängig macht, nicht jedoch explizit vom Wesen Gottes. Was mit dem Bild bezweckt wird, liegt darum auf der Hand: Nämlich dass der Betende sich mental (nicht unbedingt dogmatisch) so einstellen und verhalten soll, als ob sich Gott direkt vor ihm befände, und nicht eine Mitteilung über das Wesen Gottes. Somit handelt es sich um eine Mitteilung von Normen, und nicht um eine Mitteilung von Tatsachen. Bestätigt wird dies durch den Anschlusssatz: Also (‚fa’) soll im Gebet niemand von euch vor sich hinspucken.
Auch im Hadith über die Herabkunft wird diese nicht explizit vom Wesen Gottes abhängig gemacht, sondern von etwas Anderem, nämlich vom Eintritt der jeweiligen Nachtzeit. Darum ist es keineswegs abwegig, davon auszugehen, dass mit dem Bild der Herabkunft und Vergrößerung der Nähe die Mitteilung einer Pflicht oder wenigstens Empfehlung bezweckt wird, und zwar dass sich der Mensch im letzten Drittel der Nacht so einstellen und verhalten soll, als sei Gott näher als sonst irgendwann im Laufe des Tages: Mit intensiverem Gottesgedenken, mehr Bittgebeten und höherer Gottesfurcht.
Eine der Wortlautvarianten des Herabkunft-Hadiths unterstützt dies – man beachte die erneut auftauchende, für normkodierende Gleichnisse wohl typische Struktur (Gleichnis + fa + Anweisung/Empfehlung):
Am nächsten ist der Herr Seinem Knecht im Inneren der letzten Nachtzeit. Wenn du also (fa) zu denen gehören kannst, die Gottes zu jener Stunde gedenken, so gehöre zu ihnen.97
Ein weiteres Prophetenwort zeigt ebenfalls, dass das sprachliche Bild von der Gottesnähe die prinzipiell eine indirekte Anweisung bzw. Empfehlung von Bittgebeten darstellt und somit normkodierend ist:
Am nächsten ist der Knecht Seinem Herrn, während er niederstirnt. Erbringt (während des Niederstirnens) also vermehrt Bittgebete.98
Übrigens kennt die moderne Rechtswissenschaft etwas den normkodierenden Gleichnissen Ähnliches, nämlich das Konzept der juristischen „Fiktion“.
Eine Rechenaufgabe kann z.B. „schwer“ sein, obwohl sie weder eine physische Masse ist, noch ihre Schwere in Kilogramm messbar ist. Doch weil in demjenigen, der sie lösen möchte, ähnliche Gefühle aufkommen wie in demjenigen, der ein hohes Gewicht heben will, und eine eigene, genaue Beschreibung umständlich würde, wird dasselbe Wort benutzt. Es liegt offensichtlich keine Ähnlichkeit im Wesen, sondern in den Assoziationen und Begleiterscheinungen der Eigenschaft.99 Wenn dies bei Dingen der Immanenz und Alltäglichkeit nicht besser geht, wie sehr erst muss dies für das Wesen Gottes zutreffen, welches ja der Transzendenz zuzurechnen ist?
Es wäre keineswegs verwunderlich, wenn mit der „Herabkunft“ eine spezielle Handlung Gottes gemeint ist, für die es aufgrund ihrer Fremdartigkeit oder Komplexität in der menschlichen Sprache keinen passenden Ausdruck gibt, „Herabkunft“ jedoch von allen unpassenden Ausdrücken der am meisten geeignete ist, und zwar nicht aufgrund der Ähnlichkeit mit geschöpflicher Herabkunft im Wesen, sondern in den Assoziationen und/oder Begleiterscheinungen der Handlung.
Und so ist es nicht abwegig, bezüglich des Hadiths im Wort der „Herabkunft“ eine geniale Sammelbezeichnung zu sehen, als Ersatz für eine umständliche und schwer zu merkende Aufzählung einer Reihe von Phänomenen und Aussagen zugleich: die Herabsendung des Engels, die Spürbarmachung göttlicher Anwesenheit im Bewusstsein der Engel des niedersten Himmels, die Öffnung der Tore des niedersten Himmels, die Erhöhung des Ausmaßes der Erfüllung von Bittgebeten und der Eintritt der Empfohlenheit gewisser Formen des Gottesdienstes. In der Tat ist die Gesamtheit dieser Einzelheiten so großartig, dass man fast nicht darum herumkommt, diese Gesamtheit „die Herabkunft Gottes“ zu nennen.
Der Kern der Überlieferung mag mutawâtir überliefert sein oder dieser Stufe nahekommen - der Wortlaut des Hadiths und gewisse Einzelheiten sind keineswegs mutawâtir überliefert, z.B. die Verwendung irgendeiner Form des Verbes nazala („herabkommen“, „sich niederlassen“). Eine hadithwissenschaftliche Überprüfung100 führt zu dem Ergebnis, dass es nicht mit ausreichender Sicherheit feststellbar ist, dass der Prophet in diesem Hadith das Verb nazala benutzt hat. Sie zeigt die Wahrscheinlichkeit auf, dass er stattdessen eine Konjugationsform des Verbes danâ oder ein ganz anderes Wort verwendete, so dass es erst recht vermessen ist, das Prophetenwort allein wegen des nazala-Wortlauts zu kritisieren. Das Verb danâ kann im Arabischen, muss aber nicht „herabkommen“ bedeuten, sondern kann auch einfach „sich nähern“ meinen.
Fliehe vor dem Leprakranken, wie du vor einem Löwen fliehen würdest.(Bukhâriy; nach Abû Hurayrah)
Bringt Kranke nicht zu Gesunden.(Bukhâriy, Muslim; nach Abû Huryrah),
Wenn ihr hört, dass in einem Land die Pest ausgebrochen ist, dann geht nicht dorthin. Landet sie aber in einem Land, während ihr euch darin befindet, dann verlasst es nicht.(Bukhâriy, Muslim; nach Usama b. Zayd)
Es waren 100 Stühle und vier weitere Stühle vor Ortmit der Aussage
Paul und Martina waren vor Ortäquivalent, dementsprechend lässt sich ein Analogieschluss zur Richtigkeit von
Paul war vor Ortziehen. Diese Angabeweise kann legitim sein, wenn für den jeweiligen Kontext und alle kommunikativ Beteiligten die wenigen weiteren Stühle irrelevant sind und die rundere Zahl der informationellen Erleichterung dient (nicht aber in Kontexten, in welchen üblicherweise von vollständigen Angaben ausgegangen wird, z.B. in Kauf und Verkauf). Derweil wäre die Angabe „nur 100“ natürlich falsch, und ebenso eine nicht als ungefähr deklarierte Zahl 110, die strenggenommen von sechs Stühlen spricht, die gar nicht vorhanden waren.
Erbarmt euch, und es wird sich eurer erbarmt werden.“ Auch diese Variante wird auf den Prophetengefährten 'Abdullâh b. 'Amr zurückgeführt.